Fallberatungen habe ich in meiner beruflichen Laufbahn immer wieder erlebt. Da gab es Kinder oder erwachsene Menschen, mit denen ein Team von pädagogischen Mitarbeiter:innen seine Schwierigkeiten hatte. In der Teambesprechung wurde gemeinsam nach Gründen für ein Verhalten gesucht, alternative Formen des Umgangs damit überlegt oder über Lösungen für ein Problem beraten. Manchmal wurde auch eine außenstehende Person, eine Heilpädagogin oder ein Psychologe zur Beratung dazu geholt.
Über Kolleginnen erfuhr ich von der strukturierten Methode der kollegialen Fallberatung und nahm im Herbst 2022 an einer Fortbildung dazu teil. Ich habe die Methode nun gelernt und biete sie gerne auch als Seminar in Kitas oder anderen Institutionen an. Nach einer Einführung kannst du mit deinem Team leicht selbst kollegiale Fallberatung anwenden.
Was ist kollegiale Fallberatung
Bei der kollegialen Fallberatung löst ein Team gemeinsam berufliche Probleme. Dies geschieht mit einer festen Struktur im Ablauf und vorher festgelegten Rollen.
Mit so unterschiedlichen Methoden wie „Kopfstand-Brainstorming“ oder „Resonanzrunde“ werden gemeinsam eine Vielzahl von Lösungen für das Problem gefunden und entwickelt. Dabei kann die kollegiale Fallberatung gerade im pädagogischen Bereich im Umgang mit Kindern, Eltern oder Kolleg:innen ein nützliches und preiswertes Tool sein. Die Methode ist leicht zu lernen und bietet bei regelmäßigem Einsatz gute Gelegenheit zur Reflexion und Erfahrung von Selbstwirksamkeit.
Was sind die Voraussetzungen für kollegiale Fallberatung?
- Respekt gegenüber allen Teilnehmer:innen
- Akzeptanz aller Sichtweisen
- Verschwiegenheit nach außen
- Offenheit in der Gruppe
- Echtheit in allen Äußerungen
- Vielfalt und unterschiedliche Perspektiven zulassen
- Aktive Beteiligung aller Teilnehmer:innen
- Klare Aufgaben – und Rollenverteilung
- Ehrlichkeit in allen Bewertungen
- Prägnanz in allen Äußerungen (kurz und präzise)
- Vertrauen in alle Teilnehmer:innen
- Verantwortung für die Zusammenarbeit
Wie läuft kollegiale Fallberatung ab?
Je nachdem, wie viel Zeit zur Verfügung steht, wird zunächst besprochen, welcher Fall bzw. wie viele Fälle in welcher Reihenfolge besprochen werden.
- Rollenverteilung: Wer ist Fallgeber:in? Wer übernimmt die Aufgaben der Moderator:in, Protokollant:in und Berater:innen? Diese Rollen wechseln bei jeder neuen Fallberatung. Hilfreich ist es, wenn vier bis zehn Personen anwesend sind.
- Präsentation: Die Fallgeberin stellt kurz ihren Fall vor.
- Klärung: Die Beraterinnen stellen Rückfragen.
- Schlüsselfrage: Was ist das konkrete Beratungsanliegen der Fallgeberin?
- Methodenwahl: Je nach Zielsetzung der Fallgeberin wählt sie eine Methode aus.
- Beratung: Anhand der ausgewählten Methode erfolgt nun die Beratung.
- Abschluss: Die Fallgeberin resümiert die Beiträge der Berater:innen.
Was sind die Vorteile von kollegialer Fallberatung?
- Das Prinzip ist leicht erlernbar.
- Mit etwas Übung ist es ohne externe Supervisoren oder Berater:innen selbständig von einem Team durchzuführen und ermöglicht dadurch Autonomie.
- Daher ist es eine preiswerte Methode.
- In der Gruppe finden sich immer vielfältige Blickwinkel, Erfahrungen und Kompetenzen. Das Erleben von Fallbeispielen der anderen erweitert den eigenen Horizont und das Reflexionsvermögen jeder teilnehmenden Person.
- Gleichzeitig erlebt das Team eine hohe Selbstwirksamkeit durch das Finden verschiedener Lösungsoptionen.
- Eine kollegiale Beratung auf Augenhöhe fördert die Verbundenheit und stärkt das Team als solches.
- Kollegiale Fallberatung ist auch live-online möglich.
Du wartest jetzt noch auf die Nachteile kollegialer Fallberatung? Hm, bislang sind mir keine Nachteile bekannt. Ich werde sie jedoch ergänzen, wenn ich welche entdecke.
Es ist eher sinnvoll, von Grenzen zu sprechen: Kollegiale Fallberatung ersetzt keine Supervision und keine Therapie.
Habe ich dein Interesse geweckt? Melde dich bei mir und wir führen die kollegiale Fallberatung in deinem Team ein!
Ich liebe die kollegiale Fallberatung auch und nutze sie immer wieder gerne in Trainings.
Danke für diesen Blogartikel, liebe Heike.
Es war mir ein Vergnügen. Ich hoffe, sie in meinem Umfeld auch noch bekannter machen zu dürfen.