Wann ist ein Sprach- und Kommunikationstraining sinnvoll?

Heike Brandl
  • „Wieso sollte ich ein Sprach- und Kommunikationstraining machen? Wozu soll das gut sein?“
  • Worin sollen wir denn noch überall Selbstoptimierung betreiben?“
  • Ich kann doch schon Deutsch reden. Ich rede so, wie mir der Schnabel gewachsen ist.“
  • Über Kommunikation habe ich schon soooo viel in der Ausbildung/im Studium gehört. Was willst du mir da noch beibringen?“

Das sind die üblichen Aussagen und Fragen, die ich immer wieder im Zusammenhang mit meiner Arbeit höre. Daher stelle ich dir hier ein paar typische Situationen vor, in denen ein Sprach- und Kommunikationstraining sinnvoll ist. 

1. Situation: Als Erzieher:in fragst du dich, wie du Sprache noch gezielter zur Sprachförderung für die Kids nutzen kannst

Tanja, 25 Jahre alt, ist eine engagierte junge Erzieherin. In ihrer Kita sind 10 % Kinder mit Migrationshintergrund und bestimmt nochmal 10 % mit Sprachauffälligkeiten. Ein paar Kinder haben zusätzliche Unterstützung durch Logopädie oder eine Integrationsfachkraft. Doch Tanja weiß, dass die Kids am meisten von alltagsorientierter Sprachförderung profitieren. Sie hat gelesen, dass kurze, einfache Sätze für diese Kinder eine Hilfe sein können. Doch sie weiß gar nicht, was sie den ganzen Tag so von sich gibt. Ihre Gruppenleiterin ist da wenig sensibel und so bittet sie die Kita-Leiterin Sabine um Unterstützung.

Sabine hält das für ein wichtiges Thema in der ganzen Einrichtung und gemeinsam überzeugen sie die Kolleg:innen zu einer Teamfortbildung. Sie entscheiden sich für ein nachhaltiges und praxisorientiertes Seminarkonzept in 7 Modulen. Dabei nimmt die Sprach- und Kommunikationstrainerin auch noch die Kommunikation im Team und mit den Eltern in den Blick. Das ist ihr Nutzen:

Alle Teilnehmer:innen werden

  • Wissen über die Wirksamkeit ihrer Sprache erwerben
  • Ihre gewohnheitsmäßigen und alltäglichen Sprachmuster reflektieren
  • Verantwortung für ihre eigenen Bedürfnisse, Gefühle und Impulse übernehmen und einen wertschätzenden Umgang mit sich selbst entwickeln
  • Ihre eigene professionelle Kommunikation überprüfen
  • Neue Perspektiven in Gespräche einfließen lassen können
  • Mit Kolleg:innen klar und wertschätzend kommunizieren können
  • Ihre Haltung zu Gesprächspartner:innen überprüft haben und sie gegebenenfalls korrigieren können
  • Das LINGVA ETERNA Kommunikationsmodell von Dr. Theodor von Stockert anwenden können
  • Die neu erworbenen Kompetenzen auf die Kommunikation mit Kindern, Eltern und Anderen übertragen können

Sabine als Leiterin sieht hier noch mehr: Von einem Sprach- und Kommunikationstraining im Team profitiert die ganze Einrichtung. Es geht weit über das erste individuelle Anliegen von Tanja hinaus, denn es schärft die Aufmerksamkeit aller Kolleg:innen. Mit dem Fokus auf der Wertschätzung dient es außerdem der Zusammenarbeit im Team, der Arbeitszufriedenheit und der Personalbindung. Den Aspekt der Qualitätssicherung will sie außerdem im Gespräch mit ihrem Kostenträger, der Stadtverwaltung, erwähnen.

Die Sprach- und Kommunikationstrainerin begleitet das Team über einen Zeitraum von 1 bis 1 ½ Jahren kontinuierlich. Neben den erwähnten 7 Modulen gibt es zusätzlich für die Leiterin Sabine 2 – 3 individuelle KommunikationsCoachings und einen Elternabend. 

Sprachkarten für Pädagogen Pressebild
Die Sprachkarten zeigen typische Sätze des Alltags auf – und ihre Alternativen.

2. Situation: Du würdest gerne in eine andere Abteilung wechseln und fragst dich, wie du das deiner Chefin beibringen sollst.

Katrin, 43 Jahre alt, ist Pflegefachkraft und arbeitet seit 8 Jahren auf der Chirurgischen Station. Schon länger schläft sie schlecht und fühlt sich an der Arbeit unwohl, kann jedoch nicht richtig greifbar machen, wieso das so ist. Nun ist sie aushilfsweise 3 Tage auf der „Inneren“ eingesprungen. Obwohl hier alles neu ist und sie sich erst orientieren muss, fühlt sie sich richtig wohl und will gerne dortbleiben. Einen Versuch zum Gespräch mit der Chefin hat sie bereits gemacht. Das war jedoch eher ein „Herumgeeiere“ und die Pflegedienstleitung nahm sie gar nicht richtig ernst. Nun fragt sie sich: Wie kann ich mein Ziel erreichen?

Im individuellen KommunikationsCoaching könnte Katrin mit der Sprach- und Kommunikationstrainerin das Gespräch mit der Pflegedienstleiterin vorbereiten. Sie könnten besprechen, mit welcher Haltung Katrin in das Gespräch geht und ihrer Chefin begegnet. Ein wesentlicher Teil wäre es, die Schritte im Gesprächsverlauf zu besprechen. Katrin könnte ausprobieren, wie ihre eigene Wirkung bei unterschiedlichen Formulierungen ist und erfahren: Wie werde ich besser gehört? 

3. Situation: Du bist Rektor:in und willst dir Konferenzen leichter machen.

Julia, 39 Jahre alt, ist seit kurzem Rektorin an ihrer Grundschule. In diese Rolle ist sie eher hineingestolpert. Mit vielen ihrer neuen Aufgaben kommt sie schon gut zurecht. Doch Julia hat das Gefühl, die Konferenzen im Kollegium rauben ihr den letzten Nerv. Die einen kommen zu spät, die anderen daddeln zwischendurch am Smartphone. Da gibt es welche, die pausenlos reden, bevorzugt dazwischen, und welche, die nie den Mund auftun. Eine richtige Struktur hat sie noch nicht gefunden und obwohl sie stets über die geplante Zeit hinaus diskutieren: am Ende ist immer noch zu viel Unerledigtes auf der Liste.

Besprechung im Team

Julia ist unzufrieden mit den Ergebnissen und weiß, dass sich nichts ändern wird, wenn sie nichts ändert. Sie will lernen, wie sie Besprechungen klar und wertschätzend führen kann. Also holt sie sich professionelle Hilfe durch eine Sprach- und Kommunikationstrainerin. 

Im individuellen KommunikationsCoaching könnten sie die Grundlagen der Besprechungsstruktur erarbeiten, Julias gewohnheitsmäßige Sprachmuster reflektieren und weiterentwickeln sowie die Führung des Kollegiums thematisieren

Welche Voraussetzungen sind erforderlich?

  • Gute Kenntnisse der deutschen Sprache
  • Psychische Gesundheit: Sprach- und Kommunikationstraining ist keine Therapie! Es kann jedoch im Einzelfall begleitend zur Therapie für gezielte Fragestellungen genutzt werden.
  • Bereitschaft zur Reflektion und Persönlichkeitsentwicklung

Ursprünglich wollte ich an dieser Stelle schreiben: Wann ist ein Sprach- und Kommunikationstraining nicht geeignet? Doch die meisten von uns haben bereits Situationen erlebt, wo sie hinterher sagten: „Hätte ich das doch anders gesagt. Dann wäre das Gespräch anders verlaufen.“ Ja, es liegt einfach so vieles an unserer Sprache und oft sind wir uns unserer Wirkung nicht bewusst. Das ist das Ziel meines Sprach- und Kommunikationstrainings:

Ich lasse Menschen entdecken, wie sie auf andere wirken – und zeige ihnen, wie sie mit klarer und wertschätzender Sprache mehr erreichen. 
Heike Brandl

Ist das was für dich?


Dieser Artikel erschien am 16.03.21 auf meiner früheren Website und wurde hier leicht überarbeitet.

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