Stress und Sprache

Olivenhain mit Spazierweg am Gardasee

Stress und Sprache. Wie hängt das zusammen?

Kann ich mit Sprache meine Haltung zu Stress ändern? Das war vor kurzem die Frage einer Seminarteilnehmerin. Sie berichtete folgendes: Ihre Erfahrung ist, wenn sie stressfrei ist, spricht sie auch entsprechend gelassen und macht anderen keinen Druck. Ihre Haltung wirkt sich also auf die Sprache aus. Ist sie jedoch durch äußere Umstände gestresst, benutzt sie häufig „Stresswörter“ wie z.B. schnell, müssen, beeilen, stressig, Hektik, oder macht anderen sprachlich Druck.

Sie wollte wissen: Geht es auch andersherum? Wenn sie also bewusst auf ihre Sprache achtet und weniger Stresswörter gebraucht – würde sich das dann auf ihre Haltung und ihr Stressempfinden auswirken?

Ein Vergleich: Wie wirkt sich Sprache an anderer Stelle auf die Haltung aus?


Ich stellte eine Gegenfrage: Wie wirken sich z.B. positive oder negative Zuschreibungen auf andere Menschen aus? Die haben ja zunächst mal keine eigene Haltung dazu. Sagt jemand häufig zu ihnen „Du bist so ein Schussel.“ oder „Meine kleine Prinzessin …“, dann bewirken diese häufig gehörten Zuschreibungen erst, dass sie zu einer Selbstüberzeugung werden.

Ein weiteres Beispiel kommt mir zum Thema Wertschätzung in den Sinn. Manche Menschen stellen uns mit ihrer Persönlichkeit oder ihrem Verhalten wirklich vor Herausforderungen. Begegnen wir ihnen sprachlich gereizt, genervt, abschätzig oder gar abwertend, wird sich das auf unsere Beziehung zu ihnen auswirken. Die andere Person wird meine Haltung spüren und gleichfalls entsprechend mit mir kommunizieren.

Nehme ich mir vor einer Begegnung und einem Gespräch jedoch bewusst vor, der anderen Person freundlich und wertschätzend zu begegnen – bei aller sachlichen Kritik, die es möglicherweise zu äußern gibt – können wir uns auf Augenhöhe begegnen und etwas für eine friedliche Beziehung tun.

So glaube ich, dass auch mit dem Thema Stress ein Umgang möglich ist, der zu einer neuen Haltung führen kann.

Stress, Sprache und Körper

Es liegt nahe, wenn ich an Haltung denke, auch die Körperhaltung bzw. den Körper insgesamt einzubeziehen. Auch unabhängig von Sprache: Veränderung der Körperhaltung bewirkt Veränderung von Haltung zu etwas. Bewusst die Schultern zurückzunehmen, vermittelt mir selbst und anderen den Eindruck von Aufrichtigkeit, Selbstbewusstsein oder einer klaren Haltung zu einem bestimmten Thema.

Beim Thema Stress denke ich zunächst an die Atmung. Langsames, bewusstes Ausatmen senkt die Herzfrequenz. Das kann ein erster Schritt sein.

Das Hineinspüren in den Körper, um den Stress zu verorten, ist eine weitere Option. In meinen Seminaren frage ich oft: Wo spürst du, dass dir das „müssen“ Druck macht? Sitzt es dir im Nacken oder drückt es im Bauch? Schnürt es dir den Hals zu oder drückt es aufs Herz?

Es gibt viele Redewendungen, die zeigen, welche Körperteile oder Organe unter Stress leiden. Ich liste dir eine kleine Auswahl auf. Benutzt du auch welche davon? Es ist hilfreich, sich das bewusst zu machen. Welches Organ nennst du häufig, wenn du über Stress sprichst?

  • Mir brummt der Schädel.
  • Augen zu und durch!
  • Man liegt mir dauernd damit in den Ohren.
  • Zähneknirschend habe ich zugestimmt.
  • Ich habe mir zu viel aufgehalst.
  • Da habe ich mir was aufgeladen …
  • Das lastet mir schwer auf der Brust.
  • Ich muss mir ein dickeres Fell anschaffen.

Entwickle deine Sprache zum Umgang mit Stress weiter

Die Tipps der KI (Künstlichen Intelligenz)

Ich habe ChatGPT, (ein Chat-Roboter, der auf künstlicher Intelligenz beruht) befragt. Meine Frage lautete: „Kann ich mit Sprache meine Einstellung zu Stress beeinflussen?“ Das war die Antwort:

Ja, Sie können durch Sprache Ihre Einstellung zum Stress beeinflussen. Indem Sie sich selbst positive und beruhigende Sätze sagen, können Sie Ihre Einstellung und Reaktion auf stressige Situationen verbessern. Hier sind einige Beispiele:

  • „Ich habe die Fähigkeit, mit Stress umzugehen.“
  • „Ich bin ruhig und gelassen, selbst in stressigen Situationen.“
  • „Ich atme tief ein und aus, um meinen Stress abzubauen.“
  • „Ich kann meine Gedanken und Emotionen kontrollieren, wenn ich gestresst bin.“
  • „Stress ist eine normale Reaktion, aber ich kann meine Reaktion auf Stress kontrollieren.“

Indem Sie solche Sätze regelmäßig wiederholen, können Sie Ihre innere Haltung zum Stress verändern und positive Verhaltensweisen entwickeln, um damit umzugehen. Darüber hinaus kann das Sprechen mit anderen über Ihre Stressquellen und Stressbewältigungsstrategien auch dazu beitragen, Ihre Einstellung zum Stress zu verbessern. (Abfrage am 17.04.23)

Die Tipps der Kommunikationstrainerin

ChatGPT hat schon ganz gute Ideen, nimmt jedoch meiner Ansicht nach den Stress selbst noch zu viel in den Fokus. Ich weite den Blick und wechsle die Perspektive.

  • „Ich gönne mir eine Pause und atme tief ein und aus.“
  • „Bei meiner Arbeit erledige ich einen Schritt nach dem anderen.“
  • „Ich werde meine Gefühle und Körperempfindungen beobachten und ich weiß, dass das Momentaufnahmen sind.“
  • „Ich halte inne und überlege, wie ich anders mit der Situation umgehen kann.“
  • „Mit meinem Partner/meiner Kollegin … werde ich Lösungen finden, um Aufgaben neu zu ordnen.“
  • „Ich achte auf meine Sprechgeschwindigkeit und nehme immer wieder bewusst das Tempo raus.“
  • „Ich nehme mir Zeit für … (einen Spaziergang oder andere entspannende Dinge).“
  • „Nach einem anstrengenden Tag gönne ich mir eine Mußestunde.“
  • „Ich werde meine Bedürfnisse klar und wertschätzend äußern.“

Ob meine Seminarteilnehmerin hier auch nochmal fündig wird? Welche Tipps sind für dich hilfreich?

Übrigens: Als Eltern ist möglicherweise dieser Artikel für dich noch interessant: Wie du dir in der Erziehung weniger Druck machst.

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Ein Kommentar

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