Schreiben. Warum? Wie? Wozu?

Heike Brandl

Dieser Artikel ist ein Beitrag zur Blogparade von Anna Koschinski „Schreiben über das Schreiben“. Anna will wissen: Was motiviert uns, was bringt uns das Schreiben, welche Gefühle haben wir dabei? Eine Erkundungsreise über das eigene Schreiben, gewissermaßen. Liebe Anna, ich danke dir für diese Inspiration!

Entwicklung

Schreiben war für mich immer etwas Leichtes. Ich war eine Schülerin, der die Aufsätze gut gelangen, wählte in den Deutsch-Klausuren meist die Erörterungen und natürlich schrieb ich als Teenager auch Tagebücher.

In meiner Ausbildung zur Erzieherin und im Studium der Heilpädagogik gab es ebenfalls jede Menge zu schreiben: Berichte, Hausarbeiten, Diplomarbeit. Weiter gings in meinen beruflichen Stationen mit noch mehr Berichten, Protokollen, Anträgen, Präsentationen, Konzeptionen … Routine durch Masse, Qualität durch Quantität. Kein Wunder, dass mir oft die einschlägigen Projekte unter die Schreib-Hände gelangten bzw. aufgetragen wurden.

Eine intensive Auseinandersetzung mit Sprache begann mit meiner Weiterbildung zur LINGVA ETERNA Sprach- und Kommunikationstrainerin. 2017 startete ich auf meiner ersten Website einen Blog. Die Artikel teilte ich im Newsletter. Ich wollte mehr Menschen etwas über Wortschätze zu erzählen, klare und wertschätzende Sprache vermitteln, Erfahrungen aus meinen Workshops weitergeben und Tipps zum Transfer geben. Dabei schrieb ich maximal einen Artikel im Monat. Ich lernte vieles über Ausdruck und Präzision.

Im Dezember 2020 beteiligte ich mich erstmals bei Judith Peters Jahresrückblog und von da an war ich im Flow. In Judiths Business-Blog-Werkstatt „The Content Society“ lernte ich das dynamische Bloggen: persönliche Artikel, meine Fachthemen (Kommunikation, Kita, Eltern, Heilpädagogik), Rückblicke, Business-Themen. Die Häufigkeit des Bloggens stieg: Oft schrieb ich drei bis vier Artikel pro Monat.

Und natürlich lernte ich noch viel, viel mehr: eigene Webseiten-Texte schreiben, meine Newsletter besser (und häufiger) schreiben, Angebote präzisieren, Social Media Texte zu schreiben und und und. Ich hatte und habe nie ein Problem mit Ideen und Themen. In der Regel sind mehr Ideen im Kopf, als ich umsetzen kann.

Tools und Technik

Ich schreibe direkt in WordPress, am liebsten und effektivsten am Laptop. Heute bin ich dankbar dafür, dass ich seinerzeit in der Realschule Maschinenschreiben lernen musste. An der mechanischen Schreibmaschine mit Musik und Diktat von der Schallplatte, um Rhythmus und Geschwindigkeit zu erhöhen – das kann sich heute keiner mehr vorstellen.

Unterwegs schreibe ich jedoch auch am Smartphone, z.B. auf dem Beifahrersitz – auch wenn ich mich da immer wieder über die ruckeligen Autobahnen aufrege. Auf unseren Radreisen habe ich natürlich ebenfalls keinen Laptop dabei und behelfe mir dann mit der WordPress-App.

Seit Herbst 2023 lasse ich mich auch immer wieder von ChatGPT inspirieren. Nicht mit dem eigentlichen Text, doch zum Beispiel um ein Thema vielseitig zu erfassen. Die KI hat manchmal mehr Perspektiven oder Aspekte als ich in petto.

Übrigens schreibe ich am liebsten mit Ruhe. Der Ort? Der ist eher zweitrangig: mein Büro, der Gartentisch, auf Reisen auch mal im Bett.

Noch was zur Technik des Schreibens: Hier bin ich ganz pragmatisch – hinsetzen und anfangen. Ich beginne oft mit dem Teil, der mir leicht fällt. Das kann auch der letzte Gliederungspunkt sein. Und wenn es mal stockt? Eine Tasse Tee und Studentenfutter hilft meistens. Oder eine Runde durch den Garten gehen.

Wozu ich schreibe

Für mich persönlich ist die Frage nach dem „Wozu?“ die Sinn stiftende und viel wichtiger als „Warum?“. Wozu beinhaltet das Ziel, den Zweck. Warum fragt nach einem Grund. Ich meine: Es braucht keinen Grund, um zu schreiben. Ich schreibe, weil ich es kann.

Einen Blog zu schreiben, hat für mich verschiedene Zwecke. Da sind von Anfang bei mir die Themen Kommunikation und Pädagogik, mit denen ich dir Wissen vermitteln will. Wissen, um deinen Alltag zu verstehen, leichter zu machen. Ich beantworte mit meinen Artikeln Fragen, die Eltern, pädagogische Fachkräfte oder Coachees mir stellen. Wird mir die Frage wieder gestellt, kann ich auf den Artikel verweisen.

Durch das Schreiben befasse ich mich mit einem Thema intensiv. Ich bringe es in Struktur, sehe oder schaffe Zusammenhänge, nutze meine Worte und Formulierungen, verankere es in meinem Kopf. Und so kann ich das Thema anderen leichter erklären: in Beratungen, Coaching, Vorträgen und Seminaren. Der Blogartikel ist dann so etwas wie früher der Spickzettel für die Klassenarbeit.

Spannend finde ich die Rückblicke. Monat für Monat wird mir dabei deutlich, was wieder alles los war. Obwohl ich vorher oft denke „Was für ein gewöhnlicher Monat.“ Durch das Dokumentieren schaffe ich Ordnung und Beständigkeit. Und ich habe mir eine Struktur zur Reflexion geschaffen – auch wenn die persönlichen Elemente nicht auf dem öffentlichen Blog landen.

Macht schreiben Gefühle?

Sicher, manchmal bin ich verblüfft, was mir beim Schreiben alles in den Sinn kommt. Manchmal bin ich dankbar, dass ich schreiben kann, die Zeit dafür habe, mich ausdrücken kann. Mal bin ich zufrieden mit dem fertigen Artikel, mal bin ich genervt, wenn ich mich verzettle.

Doch viel wichtiger ist mir, dass ich in meinen Artikeln meine Gefühle auch ausdrücken kann, meinen Leserinnen meine Emotionen, meine Gedankenwelt, meine Persönlichkeit näher bringen kann. Damit zeige ich mich als Mensch. Und das schafft Verbindung.

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Kategorisiert in Persönliches

2 Kommentare

  1. Liebe Heike,
    du gibst mir mit deinem Blogbeitrag so viele Andockpunkte … ich nicke gefühlt bei jedem Absatz ziemlich heftig 😊
    Aber klar, schließlich sind wir beide TCS-inspiriert.
    Maschineschreiben in der Realschule, das ist ja interessant. Das war tatsächlich eine mechanische Schreibmaschine, ohne E-Anschluss?
    Ich habe irgendwann in den 90er Jahren das 10-Finger-Computerschreiben mit Mnemotechnik gelernt, das war eine recht ungewöhnliche Methode damals (was mich dazu bewogen hatte, es mal auszuprobieren) und ich profitiere bis heute davon.
    Die Monatsrückblicke sind für mich auch immer etwas Besonderes. Auch ich denke zunächst: Naja, ein normaler Monat, wie langweilig … und bin anschließend jedes Mal erststaunt, was doch alles los war in diesen 30 Tagen.
    Liebe Grüße
    Astrid

    1. Liebe Astrid,
      ich freue mich, dass du bei mir anknüpfen kannst. Ja, Maschineschreiben … ich glaube, wir waren so etwa 30 Schülerinnen und für 3 gab es eine Maschine mit Strom. Da brauchte der Anschlag dann weniger Kraft. So war der Anreiz, ins Klassenzimmer zu kommen, hoch. Liebe Grüße, Heike

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