Schnelles Reden – mehr erreichen?

Frau gestikuliert - schnelles reden
  • Gehörst du auch zu den Schnell-Rednern?
  • Sprichst du ohne Punkt und Komma?
  • Glaubst du, dass schnelles Reden auf schnelles Denken hinweist?
  • Ist dein Sprechtempo wirksam?
  • Und was macht Kommunikation wirklich effektiv?

Immer wieder habe ich mit Menschen zu tun, die so sprechen, dass es mir Mühe bereitet ihnen zu folgen. Das hat meist mehrere Gründe:

Die einen sprechen komplizierte Schachtelsätze, bei denen ich am Ende nicht mehr weiß, was am Anfang war. Das kenne ich auch von Politikern oder Wissenschaftlern, die ihre komplexen Sachverhalte möglichst intellektuell darstellen wollen.

Manche Leute machen zwischen den Sätzen keine Pause. So merke ich kaum, wenn der Satz zu Ende ist. Ich habe keine Möglichkeit, mir von jedem Satz ein Bild zu machen und mir dadurch die Inhalte einzuprägen. Das Gesagte kommt nicht an. Für die Kommunikation ist es auch wenig hilfreich, wenn ich als Gesprächspartnerin keine Gelegenheit zum Nachfragen oder Antworten bekomme. Kinder haben Mühe zu folgen, denn sie versuchen ja, beim weiteren „Text“ mitzukommen und aufmerksam zu sein.

Und dann gibt es noch die Menschen, die einfach eine hohe Redegeschwindigkeit haben. Auch hier gelingt es mir schwer ihnen zu folgen.

Bei manchen Menschen treffen mehrere dieser Aspekte zu. Dann erfordert es meine höchste Aufmerksamkeit und ich ermüde bald. In meinem Artikel Souverän auf den Punkt kommen findest du noch mehr Tipps zu Schachtelsätzen, Verständlichkeit und Sprachmelodie. Hier geht es erstmal um das schnelle Reden.

Gibt es ein richtiges oder „normales“ Sprechtempo?

Die Wissenschaft definiert die Sprechgeschwindigkeit nach Anzahl der gesprochenen Wörter oder Silben pro Zeiteinheit. Für einen deutschen Sprecher ist ein Wert zwischen 90 und 120 Wörter pro Minute im Referenzbereich. (Wikipedia)

Wie schnell ein Mensch spricht, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Vom Kindes- zum Erwachsenenalter nimmt das Tempo zu. Das liegt an den sprechmotorischen und linguistischen Fähigkeiten. Je routinierter ein Sprecher im Wortschatz, der Grammatik und im Satzbau ist, desto leichter kann er diese Bausteine der Sprache verarbeiten und anwenden. Diese individuellen Faktoren können auch im Erwachsenenalter sehr unterschiedlich sein.

Hinzu kommt zum Beispiel die Sicherheit im Umgang mit dem Thema und die Komplexität von Satzstruktur und Wortschatz. Emotionale Faktoren haben ebenso Einfluss: Traurigkeit oder Langeweile senken das Tempo – Aufregung und Wut erhöhen das Tempo.

Wir entscheiden auch bewusst, wie wir wirken wollen: Hohes Sprechtempo soll Engagiertheit und hohes Denktempo vermitteln, langsames Sprechtempo soll Professionalität signalisieren. Wenn uns etwas wichtig ist, sprechen wir langsamer und betonen einzelne Wörter stärker.

Wie wirkt schnelles Reden auf andere?

Einer amerikanischen Studie zufolge wurde übrigens die Informationsrate umso niedriger, je schneller gesprochen wurde.

Wasserfall-Sprecher sind also nicht unbedingt effektiver

(Welt 19.01.17 Gunda Windmüller)

Sie wirken durch das schnelle Sprechen eher gestresst und in Hektik. Diese Hektik steckt andere an, wirkt unangenehm und nachteilig auf alle Beteiligten.

Gehe ich recht in der Annahme, dass diese Menschen nicht nur ein hohes Sprechtempo aufweisen, sondern auch das Wort „schnell“ häufig und gewohnheitsmäßig benutzen? „Schnell“ ist für sie ein Füllwort geworden, das ihr Lebenstempo widerspiegelt.

Hohes Sprechtempo und seine Wirkung auf Kinder

Ein hohes Sprechtempo geht außerdem häufig mit einer undeutlichen Aussprache und einer flachen Atmung einher. Das ist für die Sprecherin selbst ebenso anstrengend und ermüdend wie für den Zuhörer, denn wir übertragen biologische Muster wie schnellen Herzschlag oder flachen Atem auf das Gegenüber.

Für Kinder im Sprech- und Sprachlernprozess haben wir hier zwei nachteilige Folgen:

  • Das schnelle Tempo, welches das Speichern von Wörtern und Sätzen erschwert, zusammen mit der undeutlichen Aussprache sind für das lernende Kind eine echte Herausforderung. Lernen am Modell ist da richtig schwer.
  • Die Übertragung des schnellen Herzschlags und flachen Atems führt zu erhöhter Unruhe beim Kind.

7 Tipps für mehr Effektivität in der Kommunikation

Was kannst du also anstatt schnellem Reden sinnvollerweise tun? Was ist nützlich für eine effektive Kommunikation – ob im Beruf oder in der Familie? Die folgende Liste gibt dir Orientierung:

1. Was ist dein Ziel, deine Absicht? Werde dir selbst klar, ob du etwas erzählen oder komplexe Sachverhalte nachvollziehbar erläutern, ob du eine Aufforderung formulieren oder emotional engagiert diskutieren willst.

2. Passe deine Sprechgeschwindigkeit der Zielgruppe an! Sprich mit Kindern, die im Sprech- und Sprachlernprozess sind, langsam. Achte bei Erwachsenen auf Signale, ob diese dir folgen können. Senkrechte Stirnfalten bei den Zuhörern und Rückfragen vom Gesprächspartner weisen darauf hin, dass du zu schnell unterwegs bist.

3. Lasse deine Wörter wirken! Betone das wichtige Wort im Satz!

4. Gib deinen Sätzen Raum zum Wirken, indem du Pausen machst! So entsteht beim Zuhörer ein Bild, er kann dir folgen und sich das Gesagte besser merken. Auch der Dialog gelingt dadurch leichter.

5. Mache Pausen nach dem Ansprechen! Gib deiner Gesprächspartnerin die Gelegenheit von ihrer Arbeit – oder dem Kind vom Spiel – aufzuschauen, zu reagieren und damit deinen nachfolgenden Satz wahrzunehmen. Wir sprechen bei LINGVA ETERNA dabei von den drei A: Ansprechen mit dem Namen – Anschauen – Atempause. Diese drei A sichern die wirksame und wertschätzende Kontaktaufnahme. Damit erreichst du in 3 Schritten mehr Aufmerksamkeit.

6. Sei achtsam mit dem Gebrauch des Wortes „schnell“ und reduziere es in deiner Alltagssprache! Das wird deine Wirkung ruhiger und souveräner werden lassen.

7. Nimm stattdessen Wörter in deinen Wortschatz auf, die Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen. Beispiele hierfür sind: Pause, gönnen, Muße, friedlich, Wohlwollen.

Welche Wörter kannst und willst du hier ergänzen? Schreibe mir dazu gerne einen Kommentar!

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