10 Sätze, die du an Weihnachten besser nicht sagst

Weihnachten Familienessen

„Früher war mehr Lametta.“ oder „Kann man das umtauschen?“ – Loriot lässt grüßen. War es dir auch schon mal peinlich oder unangenehm, wenn das Geschenk, der Besuch oder das Essen mit merkwürdigen Sprüchen kommentiert wurden? Ich habe 10 unpassende Sätze für Weihnachten gesammelt und gebe dir Tipps für wohlwollende und wertschätzende Gespräche an der Festtagstafel.

Nun, dein Gegenüber kannst du eh nicht ändern. Also beginne bei dir selbst und geh mit gutem Beispiel voran. Falls du jemanden kennst, der sich deiner Meinung nach mal über seine Kommentare Gedanken machen sollte, schick die Person gerne zu mir – oder leite ihr diesen Artikel zu. Ganz dezent und mit einem Augenzwinkern natürlich.

„Huch, was ist das denn für eine furchtbare Farbe?“

Egal ob Socken, Gießkanne oder Kunstdruck – das Wort „furchtbar“ im Zusammenhang mit Geschenk ist unpassend. Zum Fürchten gewissermaßen.

Was kannst du stattdessen sagen?

„Oh, eine pinkfarbene Gießkanne. Ich danke dir. Du hast dir sicherlich was dabei gedacht. Erzähl!“ – Und nach einem hoffentlich humorvollen Gespräch entscheide je nach Tiefe eurer Verbindung und wie wichtig das für dich ist, wie du weiter vorgehst. Du kannst freundlich und offen signalisieren, dass du die Mühe des Schenkenden schätzt, das nun aber absolut nicht dein Geschmack ist. Dann gib ihm gerne auch einen Tipp, wie er dir beim nächsten Mal eine echte Freude machen kann.

„Willst du nicht doch von der Gans probieren, wenigstens ein bisschen?“

Ernährung ist heute ein großes Thema in Familien. Es kann knifflig werden, wenn da Veganerinnen, Menschen mit Glutenunverträglichkeit, Nussallergikerinnen und Traditionalisten aufeinander treffen. Alle haben ihre guten Gründe für eine bestimmte Essensform. Es ist wertschätzend, das einfach zu respektieren. Eine mögliche Lösung ist, dass alle etwas zu einem großen Buffet beitragen. Schafft ihr es, euch im Vorfeld darüber friedlich abzusprechen? Ich wünsche dir gutes Gelingen.

„Aber das wär doch nicht nötig gewesen.“

Ja, wahrscheinlich hast du keine echte Not. Insofern wäre es nicht nötig gewesen. Doch da hat sich jemand über dich Gedanken gemacht und dir etwas geschenkt. Jemand will dir eine Freude machen. Kannst du das einfach annehmen?

Was kannst du stattdessen sagen?

„Ich danke dir.“

Weihnachtliche Deko, Kerze: Fettnäpfchen - 10 Sätze, die du an Weihnachten besser nicht sagst

„Können sich eure Kinder nicht wenigstens beim Essen benehmen?“

Falls du in der Rolle der Oma bist, ist hier erstmal die Frage: Was genau bedeutet „benehmen“ für dich und was für deine Kinder? Falls du in einer anderen Rolle bist, passe das bitte selbständig an.

Prüfe, ob deine Erwartungen dem Entwicklungsstand des Kindes entsprechen. Dreijährige können während eines mehrgängigen Menüs nicht zwei Stunden stillsitzen. Selbst 12-Jährigen wird das zu langweilig. Bereite lieber im Vorfeld Beschäftigungsmöglichkeiten für die Enkelkinder vor. Und halte die „Sitzeinheiten“ für alle kurz. Dem Enkelkind ist der Weihnachtsbraten vermutlich egal, es würde viel lieber mit dir spielen.

Vielleicht findet sich während des gemeinsamen Spaziergangs eine Gelegenheit, über die Erziehung der Kinder zu sprechen. Verzichte dann auf Belehrungen und Ratschläge. Stelle Fragen, lass dir erklären und hör genau hin.

In meinem Artikel über stressfreie Weihnachten mit Kindern findest du noch mehr Tipps.

„Na, wie weit ist denn das Studium?“

Ich stelle mir die Situation an der gedeckten Tafel vor, während alle erwartungsvoll auf die ewige Studentin blicken. Betretenes Schweigen, lavieren um Schwierigkeiten, Halbwahrheiten und Ausreden. Willst du die gefragte Person wirklich in diese peinliche Lage bringen?

Wer nicht von selbst darauf zu sprechen kommt, hat wahrscheinlich einen guten Grund. Dann ist ein Gespräch unter vier Augen angebracht. Dabei kannst du dennoch auf die oben genannte Frage verzichten. Frage lieber, ob der/die Studierende mit dir darüber sprechen mag. Und wenn du in der Rolle der Geldgeberin bist und meinst ein Recht auf Information zu haben, dann benenne dein Bedürfnis. Formuliere eine Bitte und bleibe wertschätzend und klar.

Wie du von destruktiver zu konstruktiver Kritik kommst, erfährst du in einem weiteren Artikel von mir.

„Willst du das Baby schon wieder stillen?“

Vorab: Baby kann man nicht verwöhnen und sie schreien zu lassen ist weder pädagogisch noch psychologisch sinnvoll. Darüber gibt es genug wissenschaftliche Untersuchungen. Nur weil du das anders gemacht hast oder weil unsere Mütter nach Plan gestillt haben und wir das überlebt haben, heißt es ja nicht, dass es gut war.

Lass dir erklären, was bindungs- und bedürfnisorientierte Erziehung bedeutet. Und ja, das ist anstrengend. Manchmal vergessen die jungen Mütter dabei ihre eigenen Bedürfnisse. Frag sie lieber, ob du sie entlasten kannst, wenn es dir möglich ist.

„Du hast aber echt ein bisschen zugenommen.“

Gegenfrage: Würdest du das gefragt werden wollen?

Alte Sprichwörter sind oft voller Weisheit: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.“ – Das gilt für Fragen und Kommentare aller Art.

„Wir sehen uns ja so selten …!“

Manchmal ist es den Besucher:innen auch unangenehm, dass sie sich selten gemeldet haben oder den Besuch lange aufgeschoben haben. Das Leben ist einfach turbulent.

Was bringt es jedoch, über das Vergangene zu lamentieren? Wie wäre es, wenn du dich einfach freust, dass dein:e Besucher:in jetzt da ist. Zeig ihr oder ihm, dass sie/er herzlich willkommen ist.

„Bleib doch noch ein bisschen!“

Wer satt ist, ist satt und wer müde ist, ist müde. Punkt.

Besuchsmarathon, unzählige Gespräche, viel zu essen und zu trinken, Reizüberflutung, zu wenig Bewegung.

Noch ein Sprichwort: „Wenn es am schönsten ist, sollte man gehen.“ Verzichte darauf, andere zu etwas zu überreden. Danke stattdessen für den Besuch.

„Na, wann gibt es denn nun endlich Nachwuchs?“

Siehe Punkt 5. und Punkt 7. Erinnere dich, ob du das mal gefragt wurdest und wie du dich dann gefühlt hast.

Familienplanung ist etwas sehr Persönliches. Lass es einfach. Wer will, wird schon von selbst darauf zu sprechen kommen.

Nun kennst du 10 unpassende Sätze zu Weihnachten. Vermeide sie und umgehe damit leicht die größten Fettnäpfchen und Peinlichkeiten. Ich wünsche dir und deinen Lieben angenehme und wertschätzende Gespräche zu Weihnachten.

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6 Kommentare

  1. Ein so hilfreicher Beitrag, an dem wir „MM“ ja sogar ein bisschen Anteil haben. 😊 Deine Hinweise, Erklärungen und Tipps fazu finde ich toll. Geht für mich genau in die richtige Richtung, liebe Heike.
    Liebe Grüße
    Nicole

  2. Liebe Heike,
    ich hoffe, dass ich sowas nie gesagt habe! Allerdings wird mir durch deinen Beitrag nochmal klar, was ich nicht mehr hören wollte und ich habe fast alles gehört (bis auf Studium und Kind und ich war immer zu dünn). Meinem Abgrenzen und/oder Rückzug folgte dann die klassische Entrüstung: „Ich meine es ja nur Gut! ;)))
    In diesem Sinne – frohes Fest mit denen, die das lassen können.
    Herzlichst, Silke

    1. Liebe Silke, ich danke dir. Ich hoffe, dass ich noch mehr Menschen zum Nachdenken bringe – im Hinblick auf die eigenen Ausdrucksweisen. Und ich wünsche mir, dass ich manchen Mut machen kann, sich klar und gleichzeitig wertschätzend abzugrenzen. Viele Grüße, Heike

    2. Liebe Silke,
      du schreibst mir aus dem Herzen. Ich war immer „zu lang“. Zwischenzeitlich war ich „kräftig“. Meine professionelle Entwicklung bot auch Anlass zu netten Bemerkungen. Ich bin sehr froh über Menschen wie dich, liebe Heike, die du uns solche Sätze liebevoll, aber nicht weniger wirksam, vor Augen führst, damit wir nicht in dieselben Fallen tappen.
      Ganz herzliche Grüße
      Silke

      1. Liebe Silke, ich danke dir fürs Feedback. Bei uns waren es bei Eltern und Schwiegereltern eine Zeitlang die Essensthemen … „Gans/Fisch ist doch kein Fleisch … der Bub muss doch was Richtiges essen. Wenigstens ein bisschen?“ und das „Wollt ihr wirklich schon gehen? Bleibt doch noch ein wenig!“ Wie gut, dass ich früh gelernt habe einfach mal „Nein“ zu sagen. Das ist wirklich hilfreich. Liebe Grüße, Heike

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