Jasmine Müller-Fuchs begleitet und berät Eltern mit Kleinkindern in ein erfülltes Familienleben. Raus aus dem Machtkampf, hin zu mehr Leichtigkeit. Sie ist leidenschaftlicher Beziehungsmensch, Genießerin und liebt es Neues zu lernen. Als Powerfrau will sie die Welt verändern – ihre und deine und die unserer Kinder! Sie setzt sich für einen wertschätzenden Umgang in der Familie ein. Und sie ist überzeugt, dass auch du ein erfülltes Familienleben haben kannst.
Ich kenne Jasmine aus unserer Blogger-Community „The Content Society“ und mich begeistert ihr Thema „Bindungs- und beziehungsorientiert Familien begleiten“. Das halte ich für hochaktuell und in unserer Gesellschaft für sehr wichtig. Und ich gestehe: Als ich las, dass sie ihre Ausbildung bei Katia Saalfrank gemacht hatte, wurde ich hellhörig. Katia Saalfrank war nämlich die „Super Nanny“ von 2004 bis 11 auf RTL. Die habe ich ein wenig anders in Erinnerung…
Wo bist du zu Hause?
Ich lebe in der Schweiz, ich wohne jetzt im Kanton Graubünden in einem kleinen Bergdorf mit etwa 400 Einwohnern, also sehr ländlich. Ich bin aber in der Stadt aufgewachsen, in Solothurn. Fast 16 Jahre lebe ich schon hier. Was vielleicht speziell ist: Die Sprache hier ist romanisch, es ist ein rätoromanisches Dorf. Ich kann aber noch kein romanisch. Meine Tochter geht jetzt in den Kindergarten und da ist die Sprache romanisch. Das werde ich auch noch lernen. In dieses Dorf kam ich durch eine Lebenskrise mit Anfang 20. Ich fand hier einen Ort für Auszeiten, Lebensberatung und Persönlichkeitsentwicklung. In diesem Haus arbeitete ich später mit und lernte hier auch meinen Mann kennen. Nie hätte ich gedacht, dass ich mal in einem so kleinen Dorf wohnen würde. Ich wohne jetzt da, wo andere Ferien machen.
Wie bist du zur Familienbegleitung gekommen?
Ich war sehr jung, 20 Jahre alt, als ich mit der Ausbildung zur Lehrerin fertig war. Ich habe mit einer 3. Klasse angefangen und es waren viele Sachen sehr herausfordernd und ich war mit der Klasse einfach überfordert. Vorher hatte ich zwar Praktika gemacht und war in der Jugendarbeit, aber die Verantwortung und mit diesen verschiedenen Ansprüchen von den Kindern, war es für mich ein sehr schwieriger Start in den Lehrberuf. Danach habe ich noch ein paar Stellvertretungen gemacht, bin aber nie richtig in den Beruf reingekommen. Ich habe dann Verschiedenes gemacht, in der Gastronomie gearbeitet, eine Küche geleitet, das Thema Führung hat mich interessiert. Das Thema Beziehung war immer wichtig für mich.
Als ich dann geheiratet habe, wir Kinder bekommen haben, hat es mich vor neue Herausforderungen gestellt. Ich wollte es anders machen, ich wollte einen wertschätzenden Umgang haben in der Familie. Die Tipps mit den Konsequenzen haben sich für mich einfach nie stimmig angefühlt, und so habe ich nach neuen Wegen gesucht.
Meine Tochter hat einen starken Willen, ist sehr gefühlsstark, hatte starke Wutanfälle. Damit habe ich mich dann auseinandergesetzt und gemerkt, dass es mich weiterbringt. Ich liebe es einfach, mich in Themen zu vertiefen und wollte mein Wissen weitergeben, das ist so mein „Lehrerherz“ in dem Ganzen. Und so habe ich die Ausbildung zur Familienbegleiterin gemacht.
Wer ist in deinem Fokus für bindungs- und beziehungsorientierte Familienbegleitung?
Vor allem die Mütter mit Kleinkindern, die es anders machen wollen, die nicht mehr die herkömmlichen Wege gehen wollen, mit Strafen und Konsequenzen, sondern die neu Familie leben wollen. Wo die Beziehung im Mittelpunkt steht, die Bindung und ein wertschätzendes Miteinander.
Wie können die Menschen dich finden?
Ich habe zuerst viele Kontakte geknüpft über Kurse für Stillgruppen und Trageberatung, Elternkurse, Babyschwimmen, Spielgruppen, und so haben mich die Mütter live kennengelernt. Seit 2019 schreibe ich auf Facebook über die Themen und seit 2020 habe ich eine Website. Ich netzwerke auf Familienmessen und zur Zeit mache ich eine Vortragsreihe. 2020 habe ich auch einen Kurs Online angeboten und will da auch noch ein weiteres Angebot entwickeln. Auch die Beratungen mache ich nur Online. Der Online-Austausch ist auch für mich als Mutter sehr wertvoll, zeitlich praktikabel, und ich brauche diesen Input.
Erfüllt Familie leben – Herzenswunsch und Vision
Da will ich hin. Ich will nicht einfach so funktionieren, sondern mehr vom Leben haben. Ich will leidenschaftlich da sein, ich will das, was in meinem Herzen ist, leben und umsetzen. Für mich heißt das, dass ich gut auf mich schaue, auf die Kinder, was braucht jeder von uns. Was braucht es, dass ich mich erfüllt fühle, dass ich diese Räume für mich habe und mir nehme. Für mich heißt das auch, dass ich nicht als Erwachsene die Macht habe und alles bestimme. Es geht vielmehr um ein Miteinander, ums zusammen leben und zusammen Lösungen finden. Das heißt nicht, dass es keine Konflikte gibt, das fände ich nicht gesund. Da darf es auch mal rumpeln und dann versuchen wir unseren Weg zu finden.
Wie war das mit der Super Nanny?
Das Format wurde damals aus dem englischen Raum übernommen und war dadurch so vorgegeben mit vielen Konsequenzen und Strafen, wie der „Stillen Treppe“. Katia wollte da eigentlich mehr Beziehung und Bindung als Thema einbringen, doch das wurde nicht angenommen. Sie ist dann auch wieder ausgestiegen, weil sie nicht dahinter stehen konnte. Sie hatte eine andere Haltung.
Die „schwarze Pädagogik“ mit Strafen usw. gibt es schon viel länger, und wird immer noch verbreitet in Büchern. Obwohl wir heute aus der Wissenschaft, aus der Bindungsforschung wissen, dass das schädlich ist. Die meisten von uns haben das selbst erlebt und man greift darauf zurück. Und da den Weg herauszufinden ist ein Prozess, manchmal ein schmerzhafter, und das braucht Zeit. Aber ich erlebe ein Umdenken, Mütter, die sich auf den Weg gemacht haben. Aber das geht sehr langsam. Es kommt ja auch oft aus der Überforderung, dass man da auf solche alten Muster zurückgreift, wie Ausgrenzung, und das Fachwissen ist oft nicht da.
Was ist der Unterschied für dich zur bedürfnisorientierten Pädagogik?
Bindungs- und beziehungsorientiert heißt, ich bleib nicht beim Verhalten hängen. Ich weiß, dass jedes Verhalten einen Sinn hat, einen tieferen Grund. Dahinter stecken die Gefühle und darunter die Bedürfnisse. Ich schau also hinter das Verhalten. Ich versuche nicht, das Verhalten zu ändern, sondern frage mich: Wieso ist mein Kind in dieser Situation? Was will mir das Verhalten sagen? Und ich versuche die Bedürfnisse herauszufinden. Das heißt nicht, dass ich die Bedürfnisse immer und sofort erfülle. Das sehe ich manchmal bei „bedürfnisorientiert“ als die Gefahr, und auch dass es einfach nur um die Bedürfnisse der Kinder geht. Und das ist nicht so wie ich Familienleben verstehe. Ursprünglich ist „bedürfnisorientiert“ so gemeint: Es geht um die Bedürfnisse aller, und das ist mir wichtig. Ich stelle mehr die Beziehung in den Vordergrund. Wie kann ich in Beziehung sein? Das ist für mich der Fokus.
Wie schaffst du es, deine Bedürfnisse zu erfüllen?
(Jasmine hat einen 4 jährigen Sohn, der noch immer nachts mehrfach aufwacht)
Zur Zeit bin ich auf einem sehr niedrigen Energielevel unterwegs und einfach sehr erschöpft. Seit 4-6 Jahren habe ich Schlafmangel, das hat seine Spuren hinterlassen. Für mich gilt es, immer wieder zu schauen, was hat jetzt Priorität. Das heißt meine Ansprüche runterzuschrauben, zum Beispiel im Haushalt. Auch Hilfe anzunehmen, mir Unterstützung dazu holen. So darf mein Sohn einmal die Woche zu den Großeltern. Und auch für mich Sachen zu machen, die mir gut tun. Also für mich ist das Business so etwas, da blühe ich auf, die Vorträge zu machen, das macht mir Freude, das Bloggen finde ich auch toll. Mir die Zeit für Sachen zu nehmen, die mir gut tun. Selbstfürsorge hat eine große Priorität. Das ist mir auch ein Anliegen in meiner Arbeit: Wenn es mir nicht gutgeht, geht es meiner Familie auch nicht gut.
Ich habe dazu ein Freebie gemacht: Quicktipps für kleine Mama-Auszeiten im Alltag
Hast du einen ersten Tipp für Eltern, die mit den herkömmlichen Erziehungsmethoden nicht weiterkommen?
Das ist ein bisschen Typ-abhängig. Es gibt so viele gute Bücher (Katia Saalfrank, Jesper Juul, Nora Imlau, Susanne Mierau) oder Podcasts zum Thema. Mir hilft es sehr, jemanden zu haben, wo ich mit meinen Fragen hingehen kann, wo mich wieder aufbaut, wo ich gehalten werde. Man muss nicht allein unterwegs sein. Nein. Mir hilft es, ein Umfeld zu schaffen, mit Menschen, die mich bestärken, die mit mir diesen Weg gehen.
Wie läuft die Elternberatung bei dir ab?
Für mich geht es am Anfang darum, einen Überblick zu bekommen, wie lebt diese Familie, wo finden die Herausforderungen statt. Gemeinsam schauen wir, was könnte dahinter stecken, die Gefühle, die Bedürfnisse, also hinter das Verhalten und dann, wie könnten wir das anders gestalten. Vielleicht am Ablauf etwas ändern. Was sind auch für Themen dabei, z.B. ein besseres Verständnis für mich selbst oder das Kind zu bekommen. Und dann erarbeiten wir gemeinsam die Schritte dahin.
Dabei kann ein Gespräch schon hilfreich sein, manchmal reicht das oder es ist ein Einstieg. Aber ich merke schon, dass es mehrere Gespräche braucht, um langfristig was zu bewirken. Und ich wäre auch gerne länger mit einer Gruppe unterwegs.
Hast du ein Lebensmotto?
Do what you love, love what you do! Das heißt für mich, das zu tun, was ich liebe, was mir wichtig ist, im Herzen und das was ich tue, mit Liebe zu machen.
Liebe Jasmine, ich danke dir für das inspirierende Interview.
Das Interview haben wir per Zoom geführt. Da es unser erstes Gespräch war, habe ich die wesentlichen Inhalte herausgegriffen und verschriftlicht.
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