3 kraftvolle Sprachtipps für mehr Souveränität

Heike Brandl mit Krone als Symbol für Souveränität

Ärgerst du dich oft darüber, wie deine Zeit von anderen verplant wird? Hast du das Gefühl, dass andere deine Meinung und deine Interessen nicht respektieren? Ahnst du schon, dass deine Sprache etwas damit zu tun haben könnte? Dann bist du hier richtig und du wirst drei kraftvolle Sprachtipps für mehr Souveränität bekommen.

Souveränität kommt aus dem Französischen und bedeutet soviel wie „Unabhängigkeit“, „Überlegenheit“. Beim Menschen bedeutet es, selbstsicher zu sein. Es gibt auch den Souverän – großgeschrieben – den Inhaber der Staatsgewalt. Bist du sicher und überlegen im Auftreten wie ein Souverän? Ich gebe dir 3 Tipps dazu, wie du mit deiner Sprache klar und selbstsicher – souverän – auftreten kannst.

1. Sei Souverän über deine Zeit

Ob du als Angestellte oder in der Familienphase tätig bist, ob Solopreneurin oder Chefin einer Anzahl Mitarbeiter:innen – auch du kannst Souverän über deine Zeit sein. Ich spreche nicht von den Aufgaben, die du täglich zu erledigen hast und deren Einteilung. Ich spreche von der Zeitform. Dazu gebe ich dir ein Beispiel, wie viele Menschen von ihrem Tagesablauf reden:

"Morgen früh muss ich als Erstes meine Yoga-Übungen machen. Dann muss ich vor der Arbeit noch schnell eine Maschine Wäsche einschalten. An der Arbeit wird es bestimmt hektisch, weil bald der Projektabschluss ist. Alles muss schnell erledigt und vorbereitet werden. Dann muss ich noch ein Geschenk für meine Freundin Sabine besorgen und zum Einkaufen muss ich auch noch schnell. Übermorgen habe ich frei. Da muss ich zum Friseur. Und abends muss ich zu Sabines Geburtstag."

Schon beim Schreiben drückt es mich im Magen. Geht es dir beim Lesen auch so? Diese häufigen „müssen“ machen dir selbst und deinen Gesprächspartner:innen Druck. Und sie zeigen noch etwas: Dein Alltag ist fremdbestimmt.

Nimm dein Leben selbst in die Hand. Wie das mit Sprache gehen soll? Hier kommt die Lösung:

Hast du bemerkt, dass diese „müssen“ im Beispiel alle im Präsens stehen, in der Gegenwartsform? Damit packst du dir die Gegenwart voll. Zu voll. Und du tust es sogar mit Aufgaben, die erst in ein paar Tagen anstehen und auch mit Aufgaben, die an sich schön sind. Nutze das „müssen“ nur noch dann, wenn es tatsächlich um etwas Dringendes geht. Bei Alltagsaufgaben kannst du es einfach weglassen. Und jetzt kommt das Wesentliche: Nutze bei Aufgaben, die erst in der Zukunft stattfinden, auch die Zukunftsform, das Futur 1: „Ich werde etwas tun.“ Dann klingt das Beispiel von eben so:

„Morgen früh werde ich den Tag mit meinen Yoga-Übungen beginnen. Danach werde ich eine Maschine Wäsche einschalten. Der Projektabschluss steht bevor, daher werden wir viel zu tun haben. Nach der Arbeit werde ich zum Einkaufen fahren. Meiner Freundin Sabine werde ich einen leckeren Obstkorb als Geschenk zusammenstellen. Übermorgen werde ich freihaben. Ich freue mich schon auf einen Wohlfühltermin beim Friseur. Und abends werde ich mit Sabine ihren Geburtstag feiern.“

Ich gebe zu, das ist ungewohnt – einfach weil es neu ist. Doch wirst du bald spüren, welchen Unterschied es macht. „Carpe diem“ heißt ja auch „Nutze den Tag!“, und nicht „Stopf den Tag voll!“

Lies hier weiter, um zu erfahren, wie du mit Kommunikationstraining Zeit gewinnen kannst.

Sprachtipps Souveränität

2. Sei Souverän über deinen Willen

Hast du als Kind auch solche Sprüche gehört?

  • „Der Willi hat hier nichts verloren.“
  • „Das heißt nicht ´ich will einen Apfel haben´, das heißt ´ich möchte bitte einen Apfel haben´.“
  • „Kinder, die was wollen, kriegen eins auf die Bollen.“

Traurig, aber wahr: das gibt es immer noch. Sowohl Eltern als auch pädagogischen Fachkräften ist nicht klar, welche fatalen Wirkungen das hat. Das jahrelange Eintrichtern von ´möchte´ führt nämlich dazu, dass wir uns auch als Erwachsene mit dem ´wollen´ schwertun. Wie sollen dann Jugendliche einmal wissen, was sie werden wollen? Wie oft höre ich auch von Erwachsenen „Wenn ich nur wüsste, was ich wirklich will.“

Was hat es mit diesem ´möchte´ auf sich? ´Möchte´ ist grammatikalisch gesehen ein Konjunktiv 2, die Möglichkeits- oder auch Unwirklichkeitsform. Sie passt zu Wünschen oder Traumvorstelllungen, wie z.B. „Ich wäre jetzt gerne auf einer sonnigen Insel am Meer.“ Solchen Sätzen fehlt die Selbstbestimmung, die Souveränität.

Kleine Kinder gebrauchen das ´ich will´ ganz selbstverständlich. Sie zeigen ihren Willen. Doch die Erwachsenen meinen, ihnen mit ´ich möchte´ Höflichkeit beizubringen. Lasst den Kindern ihren Willen und bringt ihnen lieber bei, wie sie dann weiter fragen können: „Ich will einen Apfel haben. Darf ich einen Apfel essen?“ Dann wird das Kind einen Schritt in Richtung Selbstsicherheit und Höflichkeit machen.

Das ist mein Tipp: Entdecke das ´Ich will´ neu! 

Achte darauf, es in einer bejahenden Form zu gebrauchen und nicht nur mit dem, was du nicht willst: „Ich will nicht schon wieder zum Italiener.“ An mancher Stelle wird es zu fordernd klingen. Dann passt meist ein „ich will gerne“. Das ´gerne´ macht deine Formulierung weicher.

Nehmen wir an, es geht um die Urlaubsplanung mit dem Partner, da ist auch der Wille des Partners gefragt. So kannst du formulieren: „Ich will gerne auf eine sonnige Insel ans Meer. Hast du auch Lust darauf?“ Und wenn die Insel dein Traum zum Leben und Arbeiten ist? Dann kommt nochmal die Zeitform ins Spiel: „In einem Jahr will ich gerne auf Dauer auf einer sonnigen Insel leben. Ich werde alles gründlich vorbereiten, damit mir das gelingt. Heute beginne ich mit …“

Infografik mit 3 Tipps für mehr Souveränität

3. Sei Souverän über deine Person

´Ich´ ist die Bezeichnung für die eigene Person. Benutzt du das Pronomen ´ich´ auch wirklich, da wo es hingehört? Prüfe selbst oder bitte eine Freundin darauf zu achten: Sagst oder schreibst du oft unvollständige Sätze wie 

  • „Komme gleich“
  • „geh mal grad telefonieren“
  • „bin im Garten“

Manchmal führen solche Stummelsätze zu Missverständnissen. „Geh mal grad telefonieren“ könnte auch eine Aufforderung sein. Größtenteils wirkt es jedoch einfach hektisch und fahrig. Es dauert kaum länger, den Satz mit ´ich´ zu vervollständigen. Zeitersparnis ist also kein Argument. Auch hier kommt wahrscheinlich wieder ein Sprachmuster aus der Kindheit zum Tragen. Die Sprüche hierzu lauten:

  • „Der Esel nennt sich immer zuerst.“
  • „Ich, ich, ich, nimm dich nicht so wichtig.“

Kennst du sie auch? Nun bist du erwachsen und darfst sie getrost hinter dir lassen. Das hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern mit Selbstbewusstsein. Wo es um dich geht, darfst du auch ´ich´ sagen. Gönne dir den Raum und die Zeit in deinem Denken und Sprechen dafür. Es gibt eine Wechselwirkung zwischen deiner Sprache und deinem Leben.

Vollständige Sätze stärken deine Präsenz, deine Ausstrahlung, deine Souveränität. Nutze die Kraft der Sprache!  

Mit diesen Sprachtipps für mehr Souveränität wirst du dein Auftreten und deine Wirkung auf andere wesentlich weiterentwickeln können. Hier findest du meine 7 besten Tipps zum Üben im Alltag.

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Kategorisiert in Kommunikation

2 Kommentare

  1. Hallo liebe Frau Heike Brandl, Sie beschreiben die Grundproblematik in der Kommunikation sehr schön
    Ich war im Berufsschuldienst mit jungen Menschen,die oft glaubten alles zu wissen und zu können – bis zur ersten Klassenarbeit,wo selbständiges Denken gefragt war. Mein Ergebnis war immer wieder,ohne Kompromisse geht ein Miteinander in der Gruppe nicht ! Das Akzeptieren anderer Meinungen ist unabdingbar für ein positives Miteinander und mein Leitspruch für die jungen Menschen war immer:‘ Verstehen heißt mit den Augen des anderen sehen!“ Ohne Hineinversetzen in die Lebenssituation meiner Mitmenschen wird kein echtes Miteinander entstehen!
    Viele liebe Grüße
    Wally Simon (03.08.2022) Alles Gute, vielleicht können wir noch mehr gemeinsam austauschen.
    Herzliche Grüße
    Ihre Wally Simon ✌️🥰💓

    1. Hallo Wally,
      ich spreche meine Leser:innen gerne per „du“ an, um uns auch sprachlich näherzukommen. Hoffentlich ist das für dich in Ordnung. Kooperation und Kompromisse gelingen denjenigen leicht, die souverän und gleichzeitig wertschätzend auftreten können. Das ist eine Kunst, die gerne auch in der Schule gelehrt werden darf. Ich grüße dich herzlich, Heike

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