Wie sprichst du über deine Gesundheit? – Ich bewege mich langsam auf eine Altersgruppe zu, die mehr über ihre Krankheiten spricht, als über ihre Gesundheit. Puh … Wie soll ich damit umgehen? – „Du, ich hab die Nase voll von diesen ewigen Krankheitsthemen.“
Da antworte ich ja im selben Muster.
Der sprachgewandte Politiker Gregor Gysi sagte kürzlich, das Reden über die eigenen Krankheiten zähle zu den drei großen Fehlern des älter Werdens. „Man darf im Alter nicht den ganzen Tag über Krankheiten quatschen. Davon wird man nicht gesund.“ (In „Missverstehen Sie mich richtig“ vom 26.09.24)
Als Lingva Eterna Sprach- und Kommunikationstrainerin antworte ich darauf: „Sondern? – Also, wovon wird man denn gesund?“ Und wie reden wir denn über unseren Gesundheitszustand, ohne dass wir es bemerken?
Wie Redewendungen etwas über deinen Gesundheitszustand zeigen
Menschen haben unterschiedliche Stärken und Schwächen. Das gilt auch für ihren Körper und ihre Gesundheit. Der eine bekommt leicht eine Erkältung, die andere hat einen empfindlichen Magen. Eine dritte Person neigt eher zu Kopfschmerzen. Ich bin überzeugt davon, dass sich das in der Ausdrucksweise widerspiegelt. So werden meine drei fiktiven Personen sich zum selben Problem, zum Beispiel einem beruflicher Konflikt, unterschiedlich äußern.
Der erste sagt vielleicht „Ich hab die Nase voll von dieser Streiterei.“, die zweite Person sagt möglicherweise „Das schlägt mir ganz schön auf den Magen.“ und die dritte Person spricht davon, dass ihr die Situation Kopfzerbrechen bereitet.
Nun sind das ja nur einzelne Beispiele für diese drei Typen. Natürlich hat dein Körper noch wesentlich mehr „Bauteile“, ob Haut, Augen, Ohren, Zähne, Darm, Knochen, Muskeln, Sexualorgane, Herz und vieles mehr. Und es gibt für jedes dieser „Bauteile“ eine große Anzahl an Redewendungen. Exemplarisch will ich dir dies anhand des Themas „Rücken“ zeigen.
Rückenschmerzen sind weit verbreitet. Sie zählen mit zu den häufigsten Ursachen für krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit. Ich habe eine kleine Auswahl an üblichen Äußerungen gesammelt. Sie zeigen auch unterschiedliche Grade von Belastungen. Wahrscheinlich wird ein Mensch mit Rückenschmerzen sie nicht alle benutzen, sondern hat seine bevorzugten Sprüche. Achte einmal darauf, was du bei betroffenen Personen hörst.
- Ich habe mein Päckchen zu tragen.
- Ich muss dafür den Buckel hinhalten.
- Ich muss Haltung bewahren.
- Da habe ich mir etwas aufgeladen!
- Ich muss mich bei Ihnen beschweren!
- Das nehme ich auf meine Schultern.
- Das bricht mir noch mal das Rückgrat.
- Auf mir lastet die ganze Verantwortung.
- Was kann ich nur gegen meinen Rücken tun?
Tipp:
Und was zeigt dir deine Sprache? Gibt es ein Thema, das du häufig gebrauchst, eine Körperregion, über die du häufig in dieser Art sprichst? Bitte eine vertraute Person, dich in dieser Beobachtung zu unterstützen.
Wie du deine Sprache weiterentwickeln kannst
Nehmen wir einmal an, du hast drei dieser bezeichneten Redewendungen in deinem alltäglichen Sprachgebrauch entdeckt. Was nun?
Schenke ihnen nur kurz Aufmerksamkeit. Mach dir bewusst, was sie wörtlich bedeuten.
Beispiele:
- „Ich muss mich bei Ihnen beschweren!“ – Ich beschwere mich – damit wird es für dich noch schwerer. Und musst du das wirklich?
- „Was kann ich gegen meinen Rücken tun?“ (beim Arzt) – Ich meine, er sollte dir etwas für deinen Rücken empfehlen.
Nun kannst du dir vornehmen, diese Redewendungen nicht mehr zu gebrauchen. Allerdings hilft es weiter, stattdessen einen neuen Sprachgebrauch zu entwickeln. Überlege dir also, mit welchen Sätzen du deinen Rücken stärken kannst. Achte darauf, dass sie positiv formuliert sind.
Schreibe dir einige Sätze auf und nimm sie für eine Weile in den Blick. Du kannst zum Beispiel hier und da einen Zettel an den Spiegel, Schreibtisch oder Schrank kleben. Damit bringst du eine positive Wendung und durch die Wiederholung eine Verankerung in deine Sprache.
Beispiele:
- Ich halte mir den Rücken frei.
- Ich gehe aufrecht durchs Leben.
- Ich bin stark und mutig.
- Ich bewahre Haltung.
Wie wird man gesund?
Ich will und kann nicht behaupten, dass damit die Rückenschmerzen gleich weggehen werden. Da gehört sicherlich mehr dazu.
- Lass medizinische Ursachen abklären und dich ärztlich beraten.
- Pflege einen gesundheitsförderlichen Lebensstil. Achte auf deine Atmung, ausreichend Schlaf, Bewegung und gesunde Ernährung.
- Informiere dich selbst und tu für dich, was du kannst. Du kennst dich selbst am besten und du hast nur dieses eine Leben. Mach was draus.
- Schaffe dir Pausen und achte auf deinen Stresspegel. Stressregulation kann einen wesentlichen Beitrag zu deiner Gesundheit leisten.
- Worum kreisen deine Gedanken? Erstelle eine Liste an Themen, sortiere und gewichte sie danach, ob es Themen sind, die dich belasten oder dich freuen. Wieviel Raum für erfreuliche Gedanken hast du in deinem Leben? Deine Sprache ist dein Coach!
- Was tut dir gut? Mach mehr davon! – Was tut dir nicht gut? Mach (so gut es geht) weniger davon oder grenze dich nach Möglichkeit davon ab. Ich weiß, das kann ein langer Prozess sein. Sei langmütig mit dir selbst.
- Sind da noch „Altlasten“? Welche Themen gehören in die Vergangenheit oder brauchen nochmal eine Bearbeitung? Hol dir psychologische Unterstützung.
- Du willst vom problemorientierten Denken zum lösungsorientierten Denken gelangen? Ich begleite dich gern mit einem KommunikationsCoaching.
Was tun, wenn die anderen dauernd über ihre Krankheiten reden?
Das kann wirklich anstrengend sein. Wenn du das Gefühl hast, dass Leute ständig über ihre Krankheiten sprechen, könnte es helfen, sanft das Thema zu wechseln. Du könntest zum Beispiel ein neues Gesprächsthema einführen, das sie interessieren könnte. Oder du greifst einfach ein positives Thema auf, um die Stimmung zu ändern. Manchmal sind Menschen auch einfach auf der Suche nach Verständnis oder brauchen jemanden zum Zuhören. Aber es ist völlig okay, deine Grenzen zu setzen, wenn es zu viel wird.
Das Lingva Eterna Sprach- und Kommunikationskonzept legt Wert auf eine klare, bewusste und wertschätzende Sprache. Es betont unter anderem die Kraft positiver Formulierungen und den bewussten Einsatz von Worten. Hier sind einige Formulierungen, die deine Grenze respektvoll setzen und dabei den Prinzipien von Lingva Eterna entsprechen:
Gespräch behutsam umlenken
🔹 „Ich habe verstanden, dass dich das Thema sehr beschäftigt. Lass uns jetzt über etwas sprechen, das uns beiden guttut.“
🔹 „Ich höre, dass das eine große Herausforderung für dich ist. Wie wäre es, wenn wir uns jetzt einem anderen Thema widmen?“
Eigene Grenzen aufzeigen
🔹 „Ich nehme wahr, dass das Thema wichtig für dich ist. Gleichzeitig merke ich, dass ich gerade etwas anderes brauche.“
🔹 „Ich achte auf meine Energie und merke, dass ich mich auf positive Themen konzentrieren möchte.“
Klare und wertschätzende Begrenzung setzen
🔹 „Wir haben nun eine Weile über Krankheiten gesprochen, doch jetzt wünsche ich mir ein anderes Gesprächsthema.“
🔹 „Ich möchte unser Gespräch in eine andere Richtung lenken, damit es für mich angenehm bleibt.“
Diese Formulierungen halten sich an das Prinzip von Lingva Eterna, indem sie konkret, respektvoll und auf das Gegenüber sowie die eigene Wahrnehmung bezogen sind. Sie vermeiden Negationen wie „nicht“, „kein“ oder „nie“, da diese oft unbewusst Widerstand hervorrufen. Stattdessen lenken sie den Fokus auf positive Möglichkeiten und eine klare Kommunikation.
Schreib mir gern in den Kommentar, ob du mit meinen Tipps etwas anfangen kannst und welche Erfahrungen du damit gemacht hast.
Liebe Heike,
Danke für diese Tipps. Je älter ich werde, desto häufiger bin ich mit „Krankheitsthemen“ konfrontiert. Es ist wirklich wie im Klischee – ständig hat ihrgendjemand irgendwas. Deshalb bin ich sehr froh, ein paar sanfte Auswege aus diesen Themen gelernt zu haben.
Liebe Korina,
genauso ist es. Ich erlebe das auch – und gleichzeitig bewegen uns diese Themen ja auch und haben Einfluss auf unser Leben, unseren Alltag. Wie heißt es so schön? Das rechte Maß finden … es ist wirklich eine Kunst.
Auf bald, Heike