Erfolgreich führen ohne Wischi-Waschi

Satzzeichen: Punkt, Ausrufezeichen, Fragezeichen

Kennst du die „Wischi-Waschi-Sprache“? Das klingt lustig, ist es jedoch gar nicht. Was bedeutet das? Viele Menschen wollen besonders höflich sein oder scheuen sich, klare Ansagen zu machen. Sie stellen dann Fragen im Tonfall einer Aufforderung und benutzen „hätte – könnte – sollte“. Zur „Wischi-Waschi-Sprache“ gehören auch Sätze mit „man“ und Füllwörtern. Erfolgreich führen geht anders. Erfolgreiche Menschen haben eine klare und eindeutige Sprache: Ihr Wortschatz ist sinnkonform. Satzbau und Grammatik entsprechen ihrer inhaltlichen Absicht und die Sprachmelodie passt zur Satzart.

Das ist doch nur für Führungskräfte

Du meinst, du bist doch keine Führungskraft? Hast du Kinder? Bist du Erzieher:in oder Lehrkraft? Hast du Auszubildende, Praktikant:innen und Aushilfen in deinem Verantwortungsbereich? Gibst du Aufträge an Handwerker? Bestellst du Essen im Restaurant? Hast du schon einmal telefonisch etwas reklamiert? Selbstverständlich bist du Führungskraft!

In all diesen Situationen und Rollen, die du einnimmst, ist eine klare Führung hilfreich und wird dich sicher zum Erfolg führen. Deine Gesprächspartner:innen – ob Kinder, Azubi oder Raumausstatter:in – sie alle sind froh über eine klare Ansage. Sie wissen dann, woran sie sind, haben eine Orientierung und können sich in ihrem Handeln darauf einstellen. Missverständnisse und Fehlinterpretationen bleiben aus.

Was Führungskräfte so sagen

  • „Könnten Sie mir bitte die Unterlagen der Fa. Müller bringen?!“
  • „Du solltest mal wieder dein Zimmer aufräumen!“
  • „Geben Sie mir bitte bis Mittwoch Bescheid?“
  • „Ich würde die Sitzung gerne pünktlich beenden.“
  • „Kannst du nicht mal deinen Mund halten?!“
  • „Ich hätte die Küche gerne hellgrün gestrichen.“
  • „Könnten Sie mir bitte einen Kaffee bringen?“
  • „Du kannst dann Pause machen.“

Wer eine Frage stellt, der gesteht dem Gesprächspartner eine Antwort zu. Diese kann „ja“ oder „nein“ sein. Das ist nicht immer sinnvoll. Stell dir vor, die Bergführerin sagt: „Wollen wir dann mal vielleicht weitergehen?“ oder „Es könnte sein, dass es gut wäre, dann demnächst weiterzugehen.“ Souveräne Führung sieht anders aus. Ich würde mich so nicht wohlfühlen mit dieser Bergführerin.

Wandergruppe im Ötztal
Damit die Gipfeltour gelingt, ist klare Führung erforderlich.

Was ist grammatikalisch korrekt?

Wir haben in der deutschen Sprache drei Satzarten: den Aussagesatz, den Fragesatz und den Aufforderungssatz. Die Satzarten sind in ihrer Absicht und in ihrer Sprachmelodie grundverschieden.

Im Aussagesatz heißt es: „Frau Stamm schreibt das Protokoll.“

Am Ende steht ein Punkt. Mit Aussagesätzen beschreiben wir Gegebenheiten, Sachverhalte und geben Informationen weiter. Am Ende des Satzes senken wir unsere Stimme.

Im Aufforderungssatz heißt es: „Frau Stamm, bitte schreiben Sie das Protokoll!“

Hier steht am Satzende ein Ausrufezeichen. Mit Aufforderungssätzen wollen wir eine Handlung bewirken. Die Sprachmelodie geht dabei am Satzende leicht herunter und die Stimme klingt bestimmt.

Für den Fragesatz gibt es mehrere Varianten: „Frau Stamm, schreiben Sie das Protokoll?“ oder auch: „Schreibt Frau Stamm das Protokoll?“

Am Ende des Fragesatzes steht ein Fragezeichen. Mit einem Fragesatz wollen wir eine Antwort von unserem Gesprächspartner. Die Stimme bleibt am Satzende oben. Je nach Satzart haben wir eine andere Absicht.

Welche Schritte sind vorab noch sinnvoll?

Der erste Schritt um mit klarer Kommunikation erfolgreich zu führen ist folgender: Kläre für dich, was deine Intention, deine Absicht ist! Was willst du? Willst du mit deiner/deinem Gesprächspartner:in plaudern, ihr/ihm eine Information geben, einen Auftrag erteilen oder eine Antwort auf deine Frage bekommen? Wähle entsprechend deiner Intention die richtige Satzart!

Wer schon einmal ein Seminar bei mir besucht hat oder bereits länger hier mitliest, kennt natürlich den zweiten Schritt zur klaren und wertschätzenden Kommunikation: Nimm wertschätzend Kontakt auf und sprich deine Gesprächspartnerin freundlich mit dem Namen an! So weiß diese:r sicher, dass sie gemeint ist und du bringst damit deine Wertschätzung zum Ausdruck.

Das macht es anschließend leichter, auf vermeintliche Höflichkeitskonstruktionen zu verzichten. Diese überflüssige und häufig verwirrende Höflichkeit ist in der Regel im Konjunktiv II, der Möglichkeitsform, zu finden:

„Könntest du? – Ich würde gerne – Ich hätte gerne – Wir sollten – Ich möchte – Dürfte ich Sie bitten? – Wäre es möglich?“

Du brauchst dich nicht hinter falsch gebrauchten Konjunktiven und Fragen zu verstecken. Mit einer bewussten Sprache ist es möglich, gleichzeitig klar und wertschätzend zu sein. Wenn du wertschätzend bist, ist es für deine Gesprächspartner:in auch in Ordnung, wenn du klar und deutlich sagst, worum es geht. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Ich halte es für wertschätzend, wenn ich der angesprochenen Person klar sage, was ich will. Natürlich ist in den meisten Fällen ein „bitte“ angebracht. Das ist höflich genug.

Oftmals braucht die angesprochene Person noch eine zusätzliche Rahmeninformation. Setze deine Gesprächspartner:in ins Bild! Worum geht es gerade? Dann wird es ihr/ihm gelingen, dir leicht zu folgen.

Die einzelnen Schritte zu einer gelingenden Kommunikation erkläre ich dir ausführlich hier: Was ist das LINGVA ETERNA Kommunikationsmodell?

Heike Brandl mit Mann auf Liegetandem

2021 habe ich mit meinem Mann ein Liegerad ausprobiert. Auf dem Maintal-Radweg in der Ebene ging das ganz leicht. Bergauf jedoch war es nötig, dass beide kurzzeitig zu treten aufhören, damit die Schaltung funktioniert. Dafür braucht es eine kurze und präzise Ansage.

By the way: Es war eine interessante Erfahrung, die Spaß machte. Doch ich habe mein Rad lieber allein im Griff.


Erfolgreich führen mit eindeutigen und klaren Aufforderungen

Wischi-Waschi-SpracheKlare Aufforderung
„Könnten Sie mir bitte die Unterlagen der Fa. Müller bringen?!“„Frau Winter, bitte bringen Sie mir die Unterlagen der Fa. Müller!“
„Du solltest mal wieder dein Zimmer aufräumen!“„Tim, morgen will ich saubermachen. Bitte räume bis heute Abend den Boden in deinem Zimmer frei!“
„Geben Sie mir bitte bis Mittwoch Bescheid?“„Herr Simon, am Donnerstag werde ich die Bestellung aufgeben. Bitte geben Sie mir deshalb bis Mittwoch Bescheid!“
„Ich würde die Sitzung gerne pünktlich beenden.“„Wir alle haben einen langen Tag hinter uns. Bitte fasst euch beim letzten Tagesordnungspunkt kurz! Dann werden wir pünktlich mit der Sitzung fertig sein.“
„Kannst du nicht mal deinen Mund halten?!“„Martin, sei jetzt still/leise!“
„Ich hätte die Küche gerne hellgrün gestrichen.“„Herr Braun, bitte streichen Sie meine Küche hellgrün!“
„Könnten Sie mir bitte einen Kaffee bringen?“„Guten Tag, bitte bringen Sie mir einen Kaffee!“
„Du kannst dann Pause machen.“„Jan, räum dieses Regal fertig ein und anschließend mach bitte deine Pause!“

Dies sind Beispielsätze. Natürlich ist manches situationsabhängig. Wir wissen nicht, wie alt Tim in meinem Beispiel ist, ob die Regale auch gewischt werden sollen, ob er das schon selbst kann usw. Manchmal gibt es Alternativen. Die Lehrkraft könnte Martin fragen, ob er eine Information von ihr braucht. Sie könnte ihn auch kurzzeitig an einen anderen Platz setzen. Wichtig ist, dass die Wertschätzung erhalten bleibt und genervte Untertöne unterbleiben. Wer laut wird oder ironisch, dem fehlt die Souveränität in der Führung.

Führungskräfte, Eltern, Pädagog:innen – ihnen allen wird es mit Präsenz, Klarheit und Wertschätzung gelingen, leicht zu führen. Werde dir über deine Absicht klar und benutze dann die richtige Satzart! Willst du jemand zu einer Handlung oder Verhaltensänderung bringen, brauchst du die eindeutige und klare Aufforderung. Du wirst staunen, welche Wirkung du damit erzielen wirst. Mit klaren Aufforderungen strahlst du Kompetenz und Souveränität aus.

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