Stressregulation mit schlauen Weisheiten? Kürzlich entdeckte ich eine Liste mit japanischen Weisheiten, die sich wunderbar auf den Umgang mit Stress anwenden lassen. Ich habe da mal einen Transfer hergestellt:
Weisheit Nummer 1: Oubaitori – Vergleiche dich nicht mit anderen
Wieso vergleichen wir uns eigentlich ständig mit anderen Menschen? Höher, schneller, weiter – der olympische Gedanke ist doch eigentlich ein anderer. „Dabei sein ist alles!“
Und ich meine, das sollten wir auch auf die anderen Aspekte unseres Lebens, unseres Daseins (ja, das kommt nämlich von „da sein“, jetzt und hier) anwenden.
Egal, ob es um Aussehen, Geld, Macht, Erfolg oder sonst was geht: Bleib bei dir. Was ist für dich relevant, was entspricht deinen Werten? Lass die Anderen ihr Leben leben.
Das ständige Vergleichen mit Idolen oder auch der Nachbarin macht dir völlig überflüssigen Stress. Wieso? Falls der Vergleich krass ausfällt, kommst du in den Kampfmodus. Und da kommen die Stresshormone ins Spiel, der Blutdruck steigt und weitere Stressreaktionen folgen. Hör also auf, dich mit anderen Menschen zu vergleichen.
Weisheit Nummer 2: Kaizen – Verbessere dich kontinuierlich
Das beruht auf Weisheit Nummer 1. Vergleiche dich also nur mit dir selbst. Hast du ein Ziel? Dann zerlege es in kleine, erreichbare Teilziele und gehe vom jetzigen Stand einen Schritt weiter. Einen Schritt schaffst du immer.
Beispiel: Für 2 x 5 Minuten täglich Atemübungen hast du immer Zeit. Soviel Kontrolle über dein Leben ist auch im stressigsten Alltag möglich. Einmal davon vor dem Schlafen, das andere Mal, nun ja, zum Beispiel mittags am offenen Fenster, in der U-Bahn, notfalls auf dem Klo.
Mit dieser kleinen Gewohnheit schaffst du einen Einstieg in deinen Umgang mit Stress. Du wirst bald merken, dass da noch mehr kleine Zeitfenster für deine Stressregulation versteckt sind.
Du brauchst eine Anleitung für eine Atemübung? Beginne mit der 4 – 6 Übung. Zähle beim Einatmen bis vier, beim Ausatmen bis 6 und dann von vorne. So senkst du deine Atemfrequenz und das ist gut zum Abbau von Stress. Übrigens: So baue ich Stress ab
Weisheit Nummer 3: Wabi-sabi – Akzeptiere Unvollkommenheit
Dann kommt der Tag, an dem du halb krank bist, die Kinder Brechdurchfall haben und die Chefin dir mit einem Abgabetermin im Nacken sitzt. Oder der Tag, an dem du mit deinem Partner einfach mal den ganzen Tag die Zeit vergisst – zack, Atemübungen auch vergessen.
Halb so wild. Morgen kann es ja weiter gehen. Sei gnädig mit dir und schick das schlechte Gewissen in die Wüste.
Weisheit Nummer 4: Mottainai – Wirf nichts unnötig weg, sondern schätze seinen Wert
Puh, wie bringe ich das jetzt mit Stressregulation in Verbindung?
Zunächst denke ich an die gängigen Methoden des Aussortierens. Du nimmst einen Gegenstand, zum Beispiel ein Kleidungsstück in die Hand und nimmst ihn nochmal wahr – mit allen Sinnen. Wie fühlt es sich an? Wie riecht es? Du hast vielleicht eine Erinnerung dazu oder ein Gefühl? Kommt ein Bewegungsimpuls? Wegwerfen oder reinkuscheln? Das alles ist schon Achtsamkeit. Nimm dir solche Momente.
Zum anderen denke ich an die Schätze, die du so angesammelt hast und neu entdecken kannst: das Buch mit den zauberhaften Bildern oder Gedichten. Die Stifte für das Handlettering, das du lernen wolltest. Hast du jetzt eine Viertelstunde dafür? Nutze sie und schätze damit deine Gegenstände.
Im Hier und Jetzt etwas mit Freude tun, auch das ist Stressregulation.
Weisheit Nummer 5: Gaman – Begegne schwierigen Aufgaben mit Würde
Einen neuen Umgang mit Stress finden – ja, das kann eine schwierige Aufgabe sein. Befasse dich damit. Anstatt zu jammern und zu leiden – geh der Sache auf den Grund. Wie entsteht dein Stress? Was löst ihn aus? Welche Abläufe kannst du verändern? Mit wem kannst du dich echt darüber austauschen und dich persönlich weiter entwickeln?

Weisheit Nummer 6: Shikita ga nai – Akzeptiere, was du nicht ändern kannst und lass los
Oder auch auf Englisch: Love it, change it or leave it.
Manchmal geht es um deine Haltung zu etwas. Ich vergeude zum Beispiel keinen Gedanken daran, dass mir der Haushalt auf den Wecker geht und ich gerade viel lieber schreiben oder Rad fahren würde.
Ein leckeres Essen, eine aufgeräumte Küche und etwas Frisches zum Anziehen sind mir wichtig. Dazu gehören halt auch die weniger Spaß machenden Aufgaben (bei mir zum Beispiel Abwaschen). Ich fokussiere meine Gedanken dann eher auf das Ergebnis: „Wie schön ist es morgens in meine Küche zu kommen.“ Oder ich mache mir Zeit im Haushalt so angenehm wie möglich, zum Beispiel mit motivierender Musik oder einem interessanten Podcast.
Welches sind deine Gedanken, die dir Stress machen? Achtung, manchmal kommt hier wieder Weisheit Nummer 1 ins Spiel! Welche Gedanken kannst du anders betrachten? Welche kannst du loslassen?
Weisheit Nummer 7: Omoiyari – Kümmere dich um andere
Jetzt denkst du vielleicht „Mein ganzer Stress ist doch da, weil ich mich dauernd um andere kümmere.“ Das braucht vielleicht ein wenig mehr Analyse.
- „Nur wenn du selbst gut stehst, kannst du andere gut halten.“ (Kati Bohnet) – Das heißt, achte auf dich und deine Pausen.
- „Kümmern“ kommt von Kummer. Sich um andere „sorgen“ ist auch nicht besser. Was genau tust du? Vielleicht machst du dir dann weniger Kummer und Sorgen.
- Wie ist deine Haltung zum „Kümmern“? Was bekommst du zurück? Ein Lächeln, einen Dank? Machst du es mit Freude? Machst du es aufgrund sozialen Drucks?
- Ich glaube, die Weisheit meint auch, sich selbst nicht immer so wichtig zu nehmen. Denken wir in größeren Zusammenhängen, verlieren die eigenen Sorgen manchmal an Wichtigkeit.
Die Inspiration zu diesem Blogartikel verdanke ich einem älteren Newsletter von Nadja Buoyardane von Granatgrün. Sie adaptierte die sieben japanischen Weisheiten für Tipps zum besseren Schreiben.