Kommunikationstraining kann nur gelingen, wenn die Seminarteilnehmer:innen echte Kooperationsbereitschaft zeigen und selbst Verantwortung übernehmen.
Ich liebe es, als Sprach- und Kommunikationstrainerin Seminare durchzuführen. Klar, ich bin nach einer Ganztages-Fortbildung einfach platt. Da brauche ich mir am Abend nichts mehr vorzunehmen. Doch das ist okay. Ich gebe meine ganze Energie in diese Veranstaltung und bekomme auch vieles zurück. Wertschätzende Rückmeldungen, kleine Aufmerksamkeiten, Erfahrungen und besonders freue ich mich über Geschichten. Dafür bin ich dankbar.
Ich liebe es, Kommunikationstrainings detailliert vorzubereiten. Und ich weiß genau, es wird immer eine Menge Situationen geben, die unplanbar sind. Dafür werde ich eine spontane Lösung finden, eine geeignete Frage oder Antwort parat haben und eine passende didaktische Methode in petto haben. Flexibilität ist mein zweiter Vorname.
Doch wie in jedem Beruf gibt es ein paar Dinge, die mich ärgern, nerven oder aufregen.
1. Kurzfristige oder komplexe Auftragsanfragen ohne zu wissen wie das gehen soll
Beispiel 1:
„Können Sie in 3 Wochen, genauer gesagt, am 14.7. eine Ganztages-Fortbildung in unserer Turnhalle für 60 Personen halten?“
Wie bitte?
- Ich kann entweder einen Vortrag halten für 60 Personen (oder auch 600 Personen). Der dauert dann 90 Minuten. Oder 60 oder 30 Minuten, je nach Intention.
- Oder ich kann eine Ganztages-Fortbildung (oder auch einen Workshop) halten. Das geht mit maximal 20 Personen.
Denn ich biete Sprach- und Kommunikationstraining an. Training heißt: Die Teilnehmer:innen üben etwas. In diesem Fall probieren sie zum Beispiel aus, wie unterschiedliche Formulierungen wirken. Oder sie tauschen sich über verschiedene Optionen aus. Oder wir besprechen und üben gemeinsam eine für sie neue Vorgehensweise. Die Selbsterfahrung und die persönliche Weiterentwicklung stehen dabei im Vordergrund. Das geht methodisch nicht mit 60 Personen.
Und übrigens: So kurzfristig bin ich in der Regel nicht ganztags verfügbar.
Beispiel 2:
„Können Sie in 6 Monaten auf unserer Tagung einen dreistündigen Workshop mit 300 Teilnehmer:innen halten? Ich war ja bereits bei Ihnen in einem Kurs, da kann ich einen Teil der Gruppe übernehmen, und wir könnten das ja bis dahin noch mit ein paar anderen Gruppenleiter:innen lernen.“
Wie bitte? Siehe oben.
Um eine Fortbildung gewinnbringend für die Teilnehmer:innen durchführen zu können braucht es fachliche, methodische und didaktische Kompetenzen. Das lässt sich nicht mal eben so nebenher lernen.
Meine Fachkompetenz als Sprach- und Kommunikationstrainerin habe ich in über 270 Stunden Weiterbildung erworben, eine Facharbeit dazu geschrieben und in zwei Abschnitten der Weiterbildung jeweils ein Kolloquium absolviert. Dazu kommen noch unzählige Stunden Fachliteratur, eigener Seminarvorbereitung und -durchführung, Kongresse und Mastermind-Gruppen mit Kolleginnen.
Davor und daneben war ich noch viele Jahre in der Weiterbildung von Erzieher:innen tätig. Ich habe also „ein paar“ Erfahrungen in Erwachsenenbildung, Gruppenprozessen, Methodik und Didaktik. Noch Fragen? Dann lies meinen Artikel über meinen Weg in die Selbständigkeit.
Seminare sind vielfältig. Hier geht es zu meinen Angeboten:
2. Schein-Interessenten für ein Kommunikationstraining
Regelmäßig bekomme ich Anfragen von Führungskräften, die ein Interesse an einer Fortbildung oder einen Workshop für ihre Einrichtung oder ihren Betrieb äußern und mich um ein Angebot bitten.
Nach gründlicher Auftragsklärung schreibe ich also ein differenziertes und individuelles Angebot. Im Regelfall akzeptieren die Auftraggeber das Angebot oder bitten noch um inhaltliche oder formale Nachjustierung. Das sind meist Kleinigkeiten und wir kommen zum Auftrag.
Manchmal allerdings kommt auf mein Angebot hin keine Reaktion. Ich telefoniere oder schreibe eine Email, hake nach. Es gibt dann noch dies oder das intern zu klären, Finanzierungsfragen sind offen und die Menschen kommen nicht zu Potte. Ich telefoniere wieder oder schreibe eine zweite Email. Das ganze wiederholt sich. Schließlich heißt es dann, zur Zeit geht es aus personellen/finanziellen/xy Gründen nicht.
Ich weiß dann: Da wird auch später nichts draus. Solche Schein-Interessenten gibt es auch für Coaching.
Es ist in Ordnung, wenn du dir etwas Anderes vorstellst. Es ist auch in Ordnung, wenn du meinst, ich sei nicht die richtige für dein Problem. Nur: Halte mich bitte nicht unnötig hin! Ich kann mit Offenheit gut umgehen.
3. Wenn Seminarteilnehmer:innen die Verantwortung abgeben wollen
Manchmal höre ich von Seminarteilnehmer:innen nach der 3. Einheit oder wenn ich sie nach einem Workshop persönlich treffe:
„Das klappt nicht, mit dem was du uns da beigebracht hast.“
Kannst du etwas schon, wenn du es einmal gehört hast?
Sprach- und Kommunikationstraining ist Training. Dazu habe ich oben bereits ein paar Sätze geschrieben. Das bedeutet auch: Durch die Teilnahme an einem Vortrag, einem Workshop, oder selbst einer mehrteiligen Kursreihe wird es noch keinem gelingen, das Gehörte und Ausprobierte sofort, immer und in jeder Situation anzuwenden.
Training bedeutet, bestimmte Fähigkeiten oder Fertigkeiten durch Üben sich anzueignen und zu verbessern. Das ist eine aktive Tätigkeit. Sie beinhaltet Regelmäßigkeit, Dauer und zunehmenden Schwierigkeitsgrad. Es braucht also Beharrlichkeit. Das ist einer meiner grundlegenden Werte.
Du wirst kein Musikinstrument nach der 5. Unterrichtsstunde beherrschen. Vermutlich wirst du die erste oder zweite kleine Melodie spielen können. Du wirst auch keinen Halbmarathon ohne Training laufen können. Okay, wenn du schon konditionell fit bist, wird es dir wahrscheinlich leichter gelingen.
Du wirst auch neue Fähigkeiten und Fertigkeiten in Bezug auf deine Kommunikation nur mit Ausdauer und Training lernen. Die Verantwortung dafür liegt bei dir. Ich unterstütze dich jedoch gerne.
Gibt es die Gelegenheit, nochmal darüber zu sprechen, nutze ich diese. Ich frage: „Was genau hast du gesagt?“ und wir prüfen gemeinsam, ob das funktionieren konnte und welche weiteren Faktoren die Situation noch negativ beeinflusst hatten. Und im nächsten Schritt überlegen wir, welche alternativen Formulierungen geeigneter wären und wie die Rahmenbedingungen für das Gelingen der Situation künftig anders gestaltet werden können.
Auch das braucht Zeit. Nimm dir diese Zeit. Und sei geduldig mit dir.
Fazit: Als Trainerin liebe ich diese Herausforderungen
Das ist das Gute am Bloggen. Indem ich schreibe, reflektiere ich. Und ich habe gleichzeitig Ideen für die weitere Herangehensweise.
Bei meinen 3 Punkten ergeben sich jeweils immer wieder neue Kommunikations-Gelegenheiten. Die werde ich nutzen. Ich sehe sie als Trainingsplatz für meine eigene Kommunikation. Ich nehme wahr, wo du als (potentielle) Kundin deine Themen hast. Und wenn du bereit bist, werde ich sie dir aufzeigen.
Bist du bereit?