Werte im Sprach- und Kommunikationstraining

Wordwolke aus verschiedenen Werte-Begriffen

Kürzlich erstellte ich eine Umfrage für Kita-Leiterinnen zum Thema Kommunikation. Ich wollte ein Sprach- und Kommunikationstraining entwickeln, das ganz nah am Bedarf und den Zielen der zukünftigen Kundinnen liegt. So fragte ich sie auch: „Welche Werte sind dir als Kita-Leiterin wichtig?

Ich ließ dazu ein freies Textfeld mit der Möglichkeit offen zu antworten. So kamen ganz unterschiedliche Begriffe ins Spiel. Ich fasste sie in einer Wortwolke zusammen. Das heißt, zunächst vereinheitlichte ich zu Substantiven und fasste Gleichbedeutendes zusammen. In Wortwolken werden häufig genannte Begriffe größer geschrieben als selten genannte Begriffe. Das Ergebnis siehst du im Beitrags-Bild oben.

Was sind überhaupt Werte?

Wie praktisch, dass mein Blog-Buddy Michaela Arlinghaus erst vor kurzem einen Artikel über den Unterschied von Werten und Bedürfnissen schrieb. Ich schaute mir die Links an und landete im Werteland, einer Website, die sich mit der Wertediskussion unserer Zeit befasst und alle Begriffe zum Thema erläutert. Ein wahrer Schatz, ich konnte mich kaum wieder auf meinen Artikel fokussieren. Hier wird jede fündig, die sich mit Leitbilderstellung, Mitarbeiterinnenmotivation und Unternehmenskultur befasst, oder sich im Coaching dem Thema widmet.

Also nochmal: Was sind Werte?

Werte sollen uns Orientierung und Fokus auf sinnstiftende Wichtigkeiten schaffen.

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Was sind in dieser Wortwolke keine Werte?

Im nächsten Schritt prüfte ich, ob es sich bei den genannten Begriffen tatsächlich um Werte handelt. Einige Begriffe schloss ich aus:

  • Menschenrechte=Kinderrechte gehören zum Wert Gerechtigkeit.
  • Liebe ist eher ein ganzes Wertesystem.
  • Kinderzentriert zielt auf Empathie, ja manches ist nicht so einfach zu bestimmen.
  • Kommunikation ist ebenfalls kein Wert, sondern einfach der Austausch von Informationen. Zweifellos ist dies auch in der Kita von großer Bedeutung. Es kommt jedoch auf das „WIE“ an.
  • Wertschätzung: Das wird häufig genannt in der Wertediskussion, möglicherweise weil es den Wortteil „Wert“ in sich führt. Es ist jedoch eine Haltung. Im LINGVA ETERNA Sprach- und Kommunikationskonzept ist Wertschätzung eine der drei tragenden Säulen. Mit dieser Haltung gelingen Gespräche leichter. Für Einrichtungen und Betriebe ist die Wertschätzung durchaus von großer Bedeutung:

Wertschätzung in Organisationen heißt insbesondere: „Aufmerksamkeit und Interesse zu zeigen bzw. besitzen sowie Respekt und wohlwollendes Feedback geben“. Diese Geisteshaltung – vor allem zunächst von der Unternehmensführung – ist die Basis für eine gute und fruchtbare Unternehmenskultur.“

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Die 5 wesentlichen Werte im Hinblick auf die Kommunikation in der Kita

Loyalität

Loyalität beschreibt ein treues, zustimmendes, interessiertes, vielleicht auch ergebenes Verhalten gegenüber  einer anderen Person oder zumeist einer Gruppe (Firma, Nation, Wertegemeinschaft, etc.). Gibt es gemeinsame Werte, Rechtsauffassungen, Ziele und Herausforderungen, entsteht Loyalität.

Damit eine Leitungskraft die Loyalität ihrer Mitarbeiterinnen gewinnt, bedarf es klarer und wertschätzender Kommunikation. Vielleicht ist jedoch dieser Wert in meiner Umfrage auch andersherum entstanden: Die Leitungskraft zeigt die Loyalität gegenüber ihren Mitarbeiterinnen im Gespräch mit Eltern oder Verwaltung, indem sie beispielsweise Fehler mitträgt.

Menschen vor Tafel Arm in Arm von hinten
Pexels.com Bildautor: Fauxels

Ehrlichkeit

Ehrlichkeit beschreibt die Eigenschaft, stets die Wahrheit zu sagen bzw. Unwahrheit zu unterlassen. In Ehrlichkeit steckt auch die Ehre. Das kann bedeuten, sich möglichst ehrenhaft zu verhalten und auf Manipulation zu verzichten.

Eine Führungskraft wird als solche respektiert, wenn sie ehrlich ist. Das heißt: Prüfe genau, welche Zusagen oder Versprechen du geben und einhalten kannst. Sage nur, was du auch meinst. Mitarbeiterinnen merken, wenn ein Lob unecht ist. Sei authentisch und halte dich an das, was du von anderen erwartest.

Im SprachCoaching könnte es ein Thema sein, wie du berechtigte Kritik wertschätzend formulierst und im besten Fall der Mitarbeiterin noch eine Anregung zum künftigen Verhalten mit auf den Weg gibst.

Was du nicht lernst bei mir: Wie du einen Menschen mit Sprache so manipulierst, dass er etwas tut, was er nicht will.

Heike Brandl

Empathie

Empathie ist das Einfühlungsvermögen, die Fähigkeit und das Interesse Gedanken, Emotionen, Absichten, Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen zu erkennen und zu verstehen. Außerdem gehört auch die Reaktion auf Emotionen anderer dazu. Empathie ist das was eine Gesellschaft im Innersten zusammenhält – also auch jede Kita, jeden Betrieb, jede Familie.

Im Sprach- und Kommunikationstraining probieren wir die Wirkung unterschiedlicher Formulierungen aus. Ich gebe dir ein Beispiel aus einem Workshop. Sabine, eine Teilnehmerin, sagt:

„Könntest du endlich auch mal pünktlich zur Dienstbesprechung kommen?!“

Eine Teilnehmerin im Workshop versetzt sich in die Mitarbeiterin und gibt eine Rückmeldung zu diesem Satz, zwei weitere beobachten und kommentieren ebenfalls. Im nächsten Schritt hat Sabine die Möglichkeit eine alternative Formulierung zu entwickeln. Es bedarf und entwickelt einiges an Empathie, um den Satz so zu formulieren, dass er von den anderen Teilnehmerinnen angenommen werden kann.

Vertrauen

Meint den vorbehaltlosen Glauben daran, dass man sich auf etwas oder jemanden verlassen kann. Weit verbreitet ist das Zitat: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Das ist jedoch wenig zielführend, im Idealfall halten sie sich die Waage.

Hast du den Eindruck, in deiner Kita, deinem Betrieb, deiner Einrichtung oder Familie fehlt es an Vertrauen? Dann nimm das Wort „Vertrauen“ bewusst in deinen Sprachgebrauch auf! Notiere dir ein paar Sätze, die das Substantiv „Vertrauen“ und das dazugehörige Verb oder Adjektiv beinhalten und ein positives Bild erzeugen:

  • „Ich vertraue dir diese Aufgabe an.“
  • „Elke, du hast mein volles Vertrauen für dieses schwierige Elterngespräch.“
  • „Alina, du hast die Aufgabe mit großem Selbstvertrauen gemeistert.“
  • „Während meines Urlaubs übertrage ich die Verantwortung ganz vertrauensvoll an Judith.“

Nächstenliebe

Die bedingungslose Bereitschaft, für Mitmenschen mitfühlend da zu sein. Es heißt auch mit Respekt, Wertschätzung und Zuneigung zu begegnen. Das heißt jedoch nicht, alles zu billigen, sondern den anderen anzunehmen, ohne zu bewerten.

Sicher waren einige der teilnehmenden Leiter:innen an meiner Umfrage in einer kirchlichen Kita tätig. Doch hat vielleicht schon die ein oder andere auch von „Dienender Führung“ (Servant Leadership) als Konzept gehört. Anstatt hierarchisch zu führen, stellt sich in diesem Sinne die Führungskraft die Frage:

„Wie kann ich andere führen, damit sie sich persönlich weiterentwickeln, ihr Potenzial voll entfalten können, um unsere gemeinschaftlichen Ziele zu realisieren?“

Wie ich Werte im Kommunikationstraining vertiefe

Je nach Thema des Sprach- und Kommunikationstrainings kommen unterschiedliche Werte zum Tragen. Mal geschieht dies direkt in der Reflexion über eigene Sprache und im Austausch über den Wert an sich. Manchmal transportieren wir den Wert auch durch eine weiter entwickelte Ausdrucksweise in der Übung.

Dr. Theodor von Stockert, einer der Gründer des LINGVA ETERNA Sprach- und Kommunikationskonzepts sagt: „Tugenden sind gelebte Werte.“ Daher nehme ich bei Seminaren häufig eine Tugend mit in den Blick. Es ist wertvoll, sich mit diesen Themen zu befassen. Sie haben großen Einfluss auf unser Zusammenleben und unsere Kommunikation. Wenn ich mir diese 5 meist genannten Werte nochmal anschaue, könnte es sich dabei um die Tugend „Wohlwollen“ handeln. Lass dich überraschen.

Dieser Artikel erschien erstmals am 04.05.21 auf meiner früheren Website. Er wurde leicht überarbeitet.

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