Verbundenheit im Alltag leben – praktische Tipps für mehr Nähe und Vertrauen

mehrere Menschen halten sich spielerisch an den Armen

Verbundenheit bedeutet für mich, Nähe und Vertrauen in Beziehungen zu spüren, tagtäglich in meinem Alltag. Das kann für Familie und Freunde gleichermaßen gelten wie in kollegialen Kontakten oder Gruppen, in denen ich mich engagiere.

Ich halte es für elementar, in Verbundenheit zu mir selbst und zu mir nahe stehenden Menschen zu leben. Nur dann kann ich persönliche und gesellschaftliche Herausforderungen aushalten und mit ihnen angemessen umgehen.

Schon länger hatte ich vor, einen eigenen Artikel zum Thema Verbundenheit zu schreiben. 2024 hatte ich Fokus Verbundenheit sogar als Jahresmotto. Ich sammelte zahlreiche Ideen dazu, legte besonderen Wert auf meine Reflexion zum Thema und schaute auch im Jahresrückblick 2024 wieder genauer hin. Das Jahr ging vorbei und der geplante Artikel war nicht geschrieben.

Doch ließ mich das Thema noch nicht los. Immer wieder berührt es mich im Rahmen von Coachings oder Fortbildungen, aber auch im persönlichen Umfeld.

„Wir sind nicht getrennt voneinander, sondern miteinander verbunden. In dieser Verbundenheit liegt die Lösung unserer Probleme.“
Dalai Lama

Deshalb beleuchte ich das Thema hier tiefer, betrachte verschiedene Aspekte dazu und will dir auch praktische Tipps für deinen Alltag mitgeben.

Verbundenheit mit dir selbst

Um gelungene, befriedigende Bindung, Verbundenheit und Beziehung zu anderen Menschen herstellen zu können, braucht es eine tiefe Verbundenheit zu dir selbst.

Wie du Verbundenheit mit dir selbst wahrnehmen kannst

Es ist hilfreich, diese Verbundenheit auf verschiedenen Ebenen wahrzunehmen. Du kannst dich daran orientieren, was dir deine Bedürfnisse mitteilen.

  • Spürst du deine vitalen Bedürfnisse?
    Hunger, Durst, Müdigkeit, frische Luft, Licht und Sonne, Ruhe, Schlaf, Schutz vor Witterung, Bewegung, Körperkontakt, Verdauung, Sexualität, Gesundheit
    Was sagt dir dein Körper?
  • Nimmst du deine emotionalen Bedürfnisse wahr?
    Sicherheit, Gerechtigkeit, Einfühlsamkeit, Anerkennung, Freundlichkeit, Vertrauen, Selbstwertschutz
    Was sagen dir deine Gefühle? Wie zeigen sie sich?
  • Achtest du deine sozialen Bedürfnisse?
    Zugehörigkeit, Bindung, Verbundenheit, Kooperation, Loyalität
    Hast du ein für dich stimmiges Maß an familiären, freundschaftlichen, kollegialen, romantischen Beziehungen und Kontakten zu Gruppen?
  • Kennst du deine kognitiven Bedürfnisse?
    Lernen, Entwicklung, Neugier, Wissen, Kompetenz, Orientierung und Kontrolle
    Wie nährst und forderst du dein Gehirn?

Lerne dich immer besser kennen und schau, ob du deine Bedürfnisse auch ausgewogen befriedigst. Manche vergessen im Stress zwischen Familie und Beruf, ausreichend zu essen und zu trinken. Bei anderen ist vor lauter Lernen und Arbeiten keine Zeit mehr für Bewegung oder Freundschaften. Als ich eine junge Mutter war, hatte ich irgendwann das Bedürfnis, mein Hirn wieder mehr zu fordern.

Wie du Verbundenheit mit dir selbst im Alltag stärken kannst

Klar, du kannst dir einfach eine Liste oder eine Mindmap dazu machen, wie das mit den Bedürfnissen bei dir aussieht und überlegen, in welchen Bereichen noch Luft nach oben ist.

Vielleicht hilft es dir, wenn du dir Optionen für unterschiedliches Zeitbudget aufschreibst. Also zum Beispiel für die 5-Minuten-Pause am Fenster tief atmen oder ein schönes Lied anhören oder genussvoll einen Tee trinken. Und für die 30-Minuten-Pause einen flotten Spaziergang oder ein Telefonat mit einer lieben Person …

Du kannst auch einfach eine Hand aufs Herz und eine Hand auf den Bauch legen und in dich hineinhören. Was nimmst du alles wahr? Von außen an Sinnesreizen, von innen an Körperwahrnehmungen oder Bewegungsimpulsen, an Gefühlen und Emotionen, an Verbundenheit, an Gedanken … Das nennt sich somatische Achtsamkeit und ich gebe das auch in meinen Workshops mit den S-O-S Übungen weiter.

Verbundenheit mit anderen

„In der Verbundenheit mit anderen liegt die wahre Stärke.“
Laotse (6. Jh. v. Chr.)

Emotionale Verbundenheit zeigen

Eigenen Kindern kannst du Geborgenheit gut mit Körperkontakt und körperlicher Nähe vermitteln. Du kannst sie auf den Arm oder Schoß nehmen oder z.B. das Baby ganz auf dich drauflegen, ältere Kinder zum Einschlafen kraulen – finde euren ganz persönlichen Weg.

Mit Kindern im beruflichen Kontext gilt es hier achtsam umzugehen und im Team darüber zu reflektieren. Gleichzeitig brauchen auch diese Kinder tröstenden, haltenden oder spielerischen Körperkontakt.

Ich hoffe, du kannst auch in einer freundschaftlichen oder Partnerbeziehung Geborgenheit spüren und emotional auftanken. Paarcoaching ist nicht mein Thema, doch brauchen eben Erwachsene auch Geborgenheits-Tankstellen. Kinder, auch die eigenen, sind dafür nicht zuständig.

Emotionale Verbundenheit zeigst du auch, indem du deine Grenzen zeigst und die der anderen – auch körperliche – feinfühlig respektierst. Es zeugt einfach von Einfühlungsvermögen.

Akzeptiere (und liebe) die Menschen, so wie sie sind – ohne sie verändern zu wollen. Das ist Verbindung auf Augenhöhe.

Über Verbundenheit im Alltag reden

„Das höchste Ziel der Kommunikation ist nicht Information, sondern Beziehung.“
Friedemann Schulz von Thun (* 1944); Psychologe und Kommunikationswissenschaftler

Wie kannst du nun über Verbundenheit reden? Die eigene Sprache in den Blick zu nehmen, scheint mir ein guter Anfang. Wie antwortest du auf die Frage „Wie geht es dir?“ Sagst du „Gut.“ oder „So lala.“? Oder hast du einen vielfarbigen und umfangreichen Wortschatz für deine momentane Gefühlslage?

Du zeigst dich offen und Gespräche können in eine andere Tiefe führen. Achte dabei gut auf dich und darauf, wem du dich damit vielleicht auch verletzlich zeigen magst.

Wortwolke mit über 30 Wörtern, die Gefühle beschreiben

Das Lingva Eterna Sprach- und Kommunikationskonzept vermittelt den Aspekt „Beziehungen stärken“ mit dem Blick auf Personalpronomen. Grammatik? Ernsthaft? Ja, das kann helfen. „Ich danke dir.“ – „Ich bitte dich …“ – „Ich wünsche dir …“

Mit den Personalpronomen schaffen wir die Verbindung zwischen uns, zwischen ich und dir eben. Du wirst merken, dass du diese Sätze kaum im Vorbeigehen sagen kannst. Es entsteht meist ein kurzer Blickkontakt und da haben wir nochmal was, das Verbindung schafft: Im Blickkontakt sendet unser Nervensystem Oxytocin aus. Und das wiederum stärkt Beziehungen.

Du brauchst nicht ständig das Wort „Verbundenheit“ zu benutzen. Doch ab und an … nimm es in deinen aktiven Wortschatz auf. Und entdecke Gelegenheiten dafür. Einige Anregungen gebe ich weiter unten unter „Sprachliches“.

Kollegiale Verbundenheit stärken

Nein, ich meine weder den Betriebsausflug noch die Weihnachtsfeier. Kennen ja alle. Kann auch gut sein.

Was ich meine, ist die Art und Weise, wie du mit deinen Kolleginnen sprichst. Begrüßt du sie morgens mit einem „Was für ein Mist-Wetter heute, das wird wieder ein Tag (stöhn) …“ oder mit „Sabine – ich wünsche dir einen guten Morgen.“

Wie ist es mittags? „Mahlzeit.“ oder lieber „Genieß deine Mittagspause.“ Und zum Dienstende? „Tschüss, bis morgen und halt die Ohren steif …“ oder lieber „Ich wünsche dir einen ruhigen Abend mit deinen Kindern.“ Was wäre dir selbst lieber? Probiere aus, was dir liegt und Freude macht. Und beobachte die Reaktionen.

Ein großes Thema ist leider auch das Lästern am Arbeitsplatz. Wie gehst du damit um? Schafft es Verbundenheit? Sicher nicht. Hol dir dazu mein kostenfreies PDF „Souverän mit Lästern umgehen“.

Mockup Freebie

Kollegiale Verbundenheit kann allerdings auch in Team-Fortbildungen entstehen. Ob das Thema dann Stressregulation heißt, klare und wertschätzende Kommunikation im Team oder kollegiale Fallberatung – das liegt ganz bei eurem Bedarf. Interesse? Dann melde dich bei mir.

Und Action … praktische Tipps für Verbundenheit im Alltag

2024 habe ich etliche Male den Podcast von Madeleine Dore „A social life, with friends“ gehört. Und als keine neuen Folgen mehr kamen, ihren Newsletter abonniert. Ich habe mir einige Notizen gemacht, welche Ideen sie teilte, um ihr soziales Leben weiterzuentwickeln.

  • Sei diejenige, die Aktionen (die du dir wünschst) initiiert, anstatt zu warten, dass es andere tun.
  • Mach mit deinen Freundinnen das, was du sowieso tun würdest. Nimm sie in deinen Alltag mit, anstatt extra Coffeedates zu vereinbaren.
  • Fokus auf Qualität statt Quantität – vertiefe deine bestehenden Freundschaften.
  • Sei ehrlich. „Nein“-sagen zum einen bedeutet ein „Ja“-sagen zu etwas anderem.
  • Bitte andere um Hilfe.
  • Übe dich in der Kunst des Hinhörens.
  • Lade Menschen in dein Zuhause ein.
  • Bewerte andere Menschen weniger.
  • Übe dich in der Kunst des Vergebens.
  • Sei geduldig.

Noch mehr zum Hören und Lesen

„Der Verbindung schaffen-Podcast“ der Bloggerin Anna Koschinski erzählt in Geschichten: Es gibt immer Wege, wie starke, echte und bereichernde Verbindungen gelingen können.

„Nervenstark verbunden – Selbstregulation von Kindern stärken – für mehr Geborgenheit, Wachstum und einen entspannteren Familienalltag“ von Kati Bohnet ist ganz aktuell 2025 im Knaur Verlag München erschienen. Meine Ausbildern im Bereich Stressregulation hat ein leicht verständliches Buch mit viel Fachwissen geschrieben. Ich habe erst mit der Lektüre begonnen, kann es jedoch schon jetzt von ganzem Herzen empfehlen.

„Radikale Freundlichkeit – Wie sie dein Leben revolutioniert“ von Nora Blum ist 2024 im Kailash Verlag München erschienen. Die Psychologin zeigt 14 verschiedene Wege, wie wir mit uns selbst und anderen freundlicher sein können. Großartig!

Wissen für Nerds

Du interessierst dich noch für mehr Details und Hintergründe? Dann lies hier weiter:

Definition von Verbundenheit

„Als Verbundenheit oder Zugehörigkeitsgefühl wird in der Psychologie der Kommunikation das Gefühl bezeichnet, einer anderen Person oder Personengruppe zugehörig zu sein und in einer gegenseitig vertrauensvollen Beziehung zu stehen.

Nach Friedemann Schulz von Thun ist die Verbundenheit eines der vier seelischen Grundbedürfnisse – neben dem Empfinden von Eigenwert, einem ausreichenden Grad an Freiheit und dem Bedürfnis, geliebt zu sein.“

Wikipedia Abruf vom 21.10.25

Wertesystem Verbundenheit

Die Values Academy bezeichnet als Wertesystem die Summe aller konkreten Werte und Tugenden, welche für einen bestimmten Bereich hoch angesehen und für eine bestimmte Gruppe oder Gesellschaft bedeutsam sind.

Zu Verbundenheit gehören demnach die Werte Solidarität, Zuneigung, Dankbarkeit, Loyalität, Sympathie, Nächstenliebe, Vertrauen und Teamgeist. Auch die Wertesysteme Liebe, Freundschaft und Heimat gehören dazu.

Sprachliches

Andere Wörter, um Verbundenheit zu benennen:

Band, Dank, Einheit, Einigkeit, Einklang, Eintracht, Einvernehmen, Engagement, Freundschaft, Ganzheit, Gemeinsamkeit, Gemeinschaft, Integration, Intimität, Nähe, Solidarität, Verbindung, Vertrautheit, Zusammengehörigkeit, Zusammenhalt

aus: Duden, Synonym-Wörterbuch, Abruf vom 21.10.25

Herkunft des Wortstammes:

Aus dem Mittelhochdeutschen von „binden“. Die Bedeutung des Umwindens, Zusammenfügens, Zusammenhaltens und Befestigens wird in den Zusammensetzungen wie anbinden, einbinden, festbinden, losbinden … näher bestimmt.

aus: Duden Herkunftswörterbuch 2014

Gebrauch des Wortes und typische Verbindungen:

Wir können Verbundenheit im Alltag ausdrücken, bekunden, bezeugen, demonstrieren, dokumentieren, symbolisieren, unterstreichen.

Unsere Verbundenheit ist brüderlich oder schwesterlich, emotional, eng, familiär, freundschaftlich, heimatlich, herzlich, innig, kameradschaftlich, kollegial, landsmannschaftlich, nachbarschaftlich, schicksalhaft, solidarisch, tief, unverbrüchlich oder ökumenisch.

Als Zeichen der Verbundenheit schreiben wir zum Beispiel Trauerkarten oder sprechen Grußworte.

Aus: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache, abgerufen am 21.10.25

Verbundenheit verstehen – Wissen über das Nervensystem

Der Polyvagal-Kreis von Mathias Thimm auf Youtube – erklärt, wie unser autonomes Nervensystem versucht, unser Überleben zu sichern. Das Video zeigt, welche Rolle dabei das Erleben von Sicherheit und Verbundenheit spielt sowie wie es dazu kommen kann, dass wir traumatisiert werden.


Du hast bis hierher gelesen? Wow, ich danke dir für deine Zeit und deine Verbundenheit.

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